Die Schilder sind nicht zu übersehen: Hier geht es zum Christkindlesmarkt! Wie in Nürnberg strömen derzeit Tausende täglich auf die Weihnachtsmärkte um zu staunen, zu hören, zu quatschen und Glühwein zu trinken und Weihnachtseinkäufe zu machen.
Die zunehmende Kommerzialisierung und Ausdehnung der Vorweihnachtszeit wird auch von der Allianz für den freien Sonntag kritisch gesehen. Der aktuelle Entwurf für ein neues Ladenschlussgesetz in Bayern könnte die Ladenöffnungen auch während der Adventszeit noch weiter ausweiten, wie beispielsweise durch automatisierte Kleinstsupermärkte.
Die Kirchen bleiben mit ihrem Adventsprogramm weit hinter dem zurück, was da in Kaufhäusern, auf den Straßen und Plätzen mit viel Geld inszeniert wird.
Die wundersame Geburt des Jesuskindes wird medientechnisch perfekt zur kitschig schönen alten Mär getrimmt. Der heimelige Stall in Bethlehem.
Wäre es nicht ein absoluter Schock, sich vorstellen zu müssen dieser Tage in Bethlehem zu sein, einem Ort, an dem es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israeliten kommt und derzeit ein brutaler Krieg herrscht? Nein, dann lieber sich eine illusionäre Wirklichkeit in der guten alten Zeit vorstellen, die in Wahrheit auch nicht friedlich war.
Wir feiern Advent. Aber Advent ist nicht nur im Dezember. Advent ist jeden Tag. Wenn wir uns anstecken lassen von der Hoffnung der adventlichen Botschaft, heißt das, dass wir unser ganzes Leben im Zeichen des Advents leben.
Advent heißt für mich, infiziert zu sein mit der Hoffnung auf Erlösung für diese unerlöste Welt. Mich nicht einlullen zu lassen von selbsternannten Problemlösern, die meinen, Arbeitslosigkeit mit Ausgrenzung oder Sklavenjobs lösen zu können oder meinen, Terror mit Krieg aus der Welt zu schaffen. Die meinen, mit künstlichen Funzeln das große Licht aufgehen zu lassen, das unsere Welt hell, freundlich und friedlich machen kann.
Advent heißt für mich, mich nicht mit Spekulatius und Lebkuchen abspeisen zu lassen, sondern den Hunger zu spüren, den Hunger nach der Gerechtigkeit Gottes.
Solchen Hunger, diese unbedingte Hoffnung und Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit spüre ich in den Worten des Propheten Jesaja:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“
Pfr. Friedemann Preu und Nina Golf, wiss. Referentin kda bayern
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