Alles Selbstverständlich? Mittwochsandacht

Vermutlich wünschen sich die meisten Menschen ihre Berufe gerne im angenehmen Wohlfühlsetting, vielleicht in einem Büro, das trocken und warm ist, oder bei der kreativen Selbstverwirklichung etwa in einem Handwerksberuf.

Aber wie steht es um den Päckchenfahrer, der sechs Tage in der Woche bis zu 12-Stunden-Schichten fährt – und dies über Straßen, die von anderen wiederum vielleicht in glühender Sommerhitze asphaltiert wurden? Wie es denen wohl geht? Und wie ist es um die bestellt, die unsere Abwasserkanäle in Stand halten, unseren Müll abtransportieren und kleine oder große Windeln wechseln?

Keine dieser Aufgaben könnte man in unserer Gesellschaft einfach weglassen. Alles ist wichtig für das Gelingen unseres Lebens, auch das, was nicht warm, trocken, sauber und parfümiert ist. Das ist im Prinzip diakonisches Handeln für jedermann, wie es in den „7 Werken der Barmherzigkeit“ beschrieben ist:

Durstige tränken, Gefangene besuchen, Tote bestatten, Kranke heilen, Fremde beherbergen, Hungrige speisen und Nackte bekleiden.

In diese Auflistung könnten durchaus weitere gesellschaftsrelevante Tätigkeiten wie die anfänglich beschriebenen ergänzend mit aufgenommen werden.

Wir nehmen es gerne als selbstverständlich, dass alles reibungslos funktioniert. Es wird sich schon jemand finden, der uns die unangenehmen Aspekte des Lebens abnimmt, sowohl im Großen als auch im Kleinen. Aber wer ist dieser „Jemand“? Religiöses Empfinden ist natürlich eine große Motivation, sich dem anzunehmen, aber es ist absolut keine Voraussetzung.

Die großen gesellschaftsrelevanten Tätigkeiten, die nicht so leicht von der Hand gehen, benötigen in der Regel fachliche Professionalität. Im Kleinen jedoch, in unserem Nahbereich, können wir alle etwas nicht ganz so Angenehmes und Bequemes anpacken, um das Leben unseres Nächsten etwas zu bereichern. Möglicherweise können wir dann auch die Selbstverständlichkeiten, die viele Menschen Tag für Tag in „Nicht-Wohlfühl-Berufen“ erarbeiten, mehr achten und respektieren und diesen unseren Respekt das eine oder andere Mal vielleicht sogar zum Ausdruck bringen.

Diakon René Steigner, Arbeitsseelsorger im kda Bayern, Regionalstelle Nürnberg

Foto: Pixabay

Gesundheit, Arbeitnehmende, Halbzeit, Barmherzigkeit

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