Sommerzeit ist Baustellenzeit. Gefühlt jede zweite Straße auf dem Weg zur Arbeit ist aufgerissen oder gesperrt. Auch direkt vor der Tür unserer Büros ist kein Durchkommen mehr. „Anlieger frei, keine Wendemöglichkeit“ informiert mich ein Schild lapidar. Nun, ein Anliegen hätte ich. Und dank langer Erfahrung mit diesem Stadtviertel weiß ich auch, wie ich trotzdem den Weg zu einem Parkplatz finde und mich zu Fuß ins Büro durchschlagen kann.
Aber es bringt mich zum Nachdenken: Wie gehe ich damit um, wenn Wege in meinem Leben plötzlich versperrt sind und die vertrauten Wege nicht weiterführen? Reagiere ich mit Ärger, Unsicherheit oder Ratlosigkeit?
Ein beliebter Spruch der Küchenpsychologie besagt: Wem Gott eine Tür zuschlägt, dem öffnet er ein Fenster. Meine Tochter ist da cool. Sie sagt: „Was für ein Blödsinn! Türen haben Klinken; die kann man wieder aufmachen!“ Ja, mit Mitte 20 ist das sicher so. Aber was, wenn mit Anfang 60 tatsächlich manche Wege verbaut sind? Wie gehe ich damit um, dass Bewerbungen ins Leere laufen und man mir nur hinter vorgehaltener Hand sagt, man habe eine Jüngere ausgewählt?
Ich habe – Gott sei Dank – erfahren dürfen, dass im Rückblick betrachtet alle Baustellen meines Lebens und all die Umleitungen nur Gutes bewirkt haben. Und dass ich jetzt genau an der Stelle bin, an die ich gehöre. Auch wenn ich mich damals vielleicht an einen anderen Ort gewünscht habe. All die Absperrungen haben mich letztendlich richtig geleitet und ich vertraue meinem Gott, dass der besser als ich weiß, wo der Weg hingehen soll. Ich vertraue Gottes Wegen und das macht mich – was die Zukunft angeht – unglaublich gelassen.
Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.
(Evang. Gesangbuch 361, 1; Text: Paul Gerhard, 1653)
Dietlinde Peter, Verwaltungsleiterin kda
Foto: kda Bayern