FRANKFURT. Von Kiel über Hamburg, Aachen, Kassel, Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, Freiburg, Nürnberg und München waren katholische und evangelische Seelsorgerinnen und Seelsorger, Ehrenamtliche und Fachleute nach Frankfurt angereist, um Ideen zu teilen, voneinander zu lernen, sich zu vernetzen und eine gemeinsame Strategie für ihre Anliegen zu schaffen: Der Hilfe für Mobbing-Betroffene in der Arbeitswelt. Das Netzwerk nennt sich KuMbA – Konflikt und Mobbingberatung in der Arbeitswelt.
Psychosoziale Gesundheit am Arbeitsplatz im Mittelpunkt
Für das Netzwerk Konfliktkultur und Mobbing in Arbeitswelt und Schule im Großraum Nürnberg war Nina Golf, wissenschaftliche Referentin des kda bayern, angereist: „Viele Arbeitnehmende leiden unter ständigen Konflikten am Arbeitsplatz, sei es mit Kollegen*innen oder Vorgesetzten.“ Ein schwelender oder gar eskalierender Konflikt im Betrieb ist Gift für Kollegen*innen und Unternehmen. Er macht Mitarbeitende unzufrieden, antriebslos und kann zu längeren Krankheitsausfällen bis hin zum Ausscheiden aus der Arbeitswelt führen.
Frühzeitiges Handeln ist für alle ein Gewinn
Besser ist es rechtzeitig gegenzusteuern. Hier kommen die Konflikt- und Mobbing-Initiativen ins Spiel. Sie bieten Betroffenen eine direkte Hilfe durch persönliche Beratung, Hotlines und Gesprächskreise. Darüber hinaus setzen sie auch auf Prävention und Nachsorge. Gute Beispiele gibt es aus der ganzen Republik. So gibt es Schulungen für „Konfliktlotsen“, die aktiv werden, wenn es im Betrieb zu zwischenmenschlichen Problemen kommt. Andere Initiativen bieten ein „Juristisches Notfallbesteck“, oder Begleitung zur betrieblichen Wiedereingliederung nach langer Krankheit.
Viele Vorgaben des Arbeitsschutzes (noch) ohne Umsetzung
„Die Gesellschaft ein bisschen besser machen,“ sagt Siglinde Lösch, Mobbing Beratung München, wenn man sie nach ihrer Motivation fragt. Die Hilfe ist nötig. Denn Deutschland spielt in Sachen Mobbing-Schutz nicht in der ersten Liga, konnten viele Tagungsmitglieder feststellen. Zwar gäbe es eine ganze Reihe guter Vorlagen, wie das auch in Deutschland ratifizierte und seit 2024 in Kraft getretene „Übereinkommen über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt“, herausgegeben durch die International Labor Organization (ILO). Doch von der konsequenten Umsetzung dieser und anderer Regelungen sei man noch weit entfernt.
Von anderen Ländern lernen: Prävention
Andere Länder wie Belgien gehen hier mit besserem Beispiel voran. Längst werden dort betriebliche Beratungsstellen verpflichtend eingerichtet. Zudem gebe es ein regelmäßiges Monitoring.
Hierzulande spiele das Thema der Prävention leider eine noch untergeordnete Rolle. Für Beratende oft frustrierend. Denn viele Konflikte wären bei guter Vorarbeit gar nicht erst entstanden. So sei Mobbing-Schutz für alle Beteiligten von großem Wert. Für die Beschäftigten, um weiterhin zufrieden arbeiten zu können. Und für Arbeitgeber, um die Produktivität zu sichern und rare Fachkräfte zu gewinnen und im Betrieb zu halten, so der Initiator des Treffens Christian Gojowczyk von der Katholischen Betriebsseelsorge Ludwigsburg.
Schritt für Schritt Mobbing erforschen und gegensteuern
Doch auch in Deutschland tut sich was. Der 2025 erschiene Mobbing-Report des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist ein gutes Zeichen. Doch aufgrund der viel zu selten durchgeführten Untersuchungen (der vorangegangene Report ist von 2002) ist es schwierig, negative Entwicklungen zu identifizieren und wirkungsvoll gegenzusteuern. Langzeitfolgen in Zusammenhang mit Mobbing, wie bleibende Depressionen oder Beeinträchtigungen nach einem Arbeitsplatzwechsel, wären wichtig, näher betrachtet zu werden. Es gibt also noch Luft nach oben.
Bei allem, was noch zu verbessern wäre, bleibt auch das Positive, bei der oft schwierigen Arbeit, oder wie es eine Teilnehmerin ausdrückte: „Wenn am Anfang geweint wird, aber jemand zum Schluss sagt: ‚Jetzt verstehe ich meine Situation besser, jetzt fühle ich mich ernst genommen‘, dann macht mich das glücklich!“
Weitere Info’s
Es gibt kostenfreie, vertrauliche und anonyme Anlauf- und Beratungsstellen im Verbund des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche und der Katholischen Betriebsseelsorge mit den Gewerkschaften.
Beratungsmöglichkeiten bei Konflikten am Arbeitsplatz und Mobbing gibt es u.a. über:
• Netzwerk Konfliktkultur und Mobbing in Arbeitswelt und Schule im Großraum Nürnberg
www.konflikt-werkstatt.de
• Mobbing Telefon München
089 | 60 60 00 70
• Mobbing Hotline Frankfurt-Rhein-Main
069 | 830077128
069 | 830077129
www.mobbing-frankfurt.de
• Mobbing-Beratungstelefon Freiburg / Südbaden
0761 | 29280099
www.mobbing-beratungstelefon.de
• Konflikthotline Baden-Württemberg e.V.
0711 | 89244300
www.konflikthotline-bw.de
• MobbingLine Nordrhein-Westfalen
0211 | 8371911
www.komnet.nrw.de/service/MobbingLine
• Mobbing Kontaktstelle Aachen
0800 | 182 0 182
www.mobbing-kontakt-stelle.de
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Autorenvermerk des ursprünglichen Presseberichtes: Jörg Heuser / Bistum Limburg,




