„Die Möglichkeiten sind grenzenlos!“ Interview mit Fares Arasa, ausgebildet bei der Jungen Arbeit

MÜNCHEN. Die „Junge Arbeit“ im Münchner Stadtteil Hasenbergl bietet Ausbildungsplätze für junge Menschen, die Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben benötigen. Mit sozialpädagogischer Begleitung entdecken 35 Azubis in den Werkstätten der Schreinerei, der Malerei und des Siebdrucks ihre Potenziale und starten durch. Wir sprachen mit Fares Arasa, 27, der gerade seine Ausbildung zum „Medientechnologen Siebdruck“ absolviert hat.

kda Bayern: Glückwunsch, Herr Arasa! Sie haben letzte Woche Ihre dreijährige Ausbildung bei der Jungen Arbeit im Hasenbergl erfolgreich beendet.

Fares Arasa: Herzlichen Dank.

War „Medientechnologe Siebdruck“ immer schon Ihr Berufswunsch?

Tatsächlich nicht. Mein Traumberuf von klein auf war Architekt, weil mein Vater Architekt ist. Aber mein Schulabschluss hat dafür nicht gereicht. Ich bin gebürtiger Spanier und erst vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen, als meine Eltern sich getrennt hatten. Ich habe erst spät Deutsch gelernt und konnte nur den Hauptschulabschluss machen, danach waren meine Möglichkeiten begrenzt. Ich wollte dann Mediengestalter werden, aber habe nach sehr vielen Absagen die Motivation verloren. Irgendwann bin ich im Jobcenter gelandet und dort wurde mir angeboten, dass ich mir hier die verschiedenen Ausbildungen im Rahmen eines Praktikums mal anschauen könnte. Hier durfte ich schon als Praktikant richtig mitarbeiten im Siebdruck, nicht nur zuschauen. Das war Handwerk, aber auch schon etwas Design und Gestaltung. Da dachte ich: Ich mach das! Wenn ich das durchziehe, öffnen sich danach weitere Türen. Irgendwann habe ich angefangen diesen Beruf zu lieben. Auch dank meiner tollen Ausbilderin, Frau Stefan.

Hatten Sie vorher Bedenken gegen einen handwerklichen Beruf?

Ja, aber das hat sich komplett geändert. Ich wollte früher immer etwas „Höheres“ machen. Hatte von Freunden gehört, dass man sich im Handwerk über die Jahre auch kaputt machen kann durch die körperliche Belastung. Wir müssen hier im Siebdruck zum Beispiel große Palletten mit Papier hin und herschieben, das wiegt dann 50 bis 100 Kilo. Oder wenn man bei der Bedienung einer Maschine acht Stunden lang immer dieselbe Bewegung macht, dann geht das natürlich auf die Schultern. Jeder Beruf hat gesundheitliche Risiken. Immerhin haben wir hier im Siebdruck der Jungen Arbeit das Glück, dass wir fast ohne Lösungsmittel arbeiten, stattdessen mit wasserbasierten Farben.

Sie haben die Ausbildung hier mit 24 Jahren begonnen. Wie waren die Jahre davor?

Ich habe gejobbt, in der Gastronomie und im Hotel. Ich habe Zimmer geputzt, war im Catering, eine sehr lange Zeit habe ich als Nachtportier gearbeitet. Das Geld war nicht schlecht, ich konnte davon leben, aber irgendwann hat mir diese Arbeit nicht mehr gereicht.

Was sind Ihre nächsten Pläne nach dem erreichten Berufsabschluss? Erstmal Urlaub?

Ja, erstmal Urlaub, denn ich habe seit drei Jahren keinen richtigen Urlaub gemacht. Aber ich will nicht in die Trägheit kommen, die ich von früher kenne. Ich will mir die Firmen jetzt richtig anschauen. Bis jetzt habe ich mich voll auf die Prüfungen konzentriert, ohne Nebengedanken an Bewerbungen oder Absagen. Nächste Woche erhalte ich die Ergebnisse, dann fahre ich in den Urlaub, aber danach geht’s los. Die Möglichkeiten sind grenzenlos, deutschlandweit. Ich habe durch die Ausbildung schon viele Leute kennen gelernt. Es gibt viele gute Firmen. Ich will dann erst einmal ein Jahr durcharbeiten und schauen, wie ich mit den Bedingungen klarkomme, zum Beispiel mit Schichtbetrieb. Und dann entscheide ich, ob ich dort weitermache oder noch eine Fortbildung anfange in Richtung Techniker, vielleicht mach ich auch einen Ausbilderschein. Und wenn mir ein Betrieb die Chance gibt, vielleicht eines Tages den Meister.

Viel Erfolg auf diesem Weg! Zum Schluss: Was ist das Besondere an der Jungen Arbeit?

Es wird großer Wert auf Menschlichkeit gelegt! Das habe ich in dieser Form woanders nicht kennen gelernt.

Die Junge Arbeit ist eine Einrichtung der Stiftung zusammen. tun., einem Unternehmen der Diakonie Hasenbergl e.V..

Interview: Philip Büttner
Foto: kda Bayern

 

Bildung, Arbeitsbedingungen, Betrieb, Handwerk

Meldungsarchiv

Vorheriger Beitrag
Peter Lysy fordert Bildungsvorrang bei Reform der Jobcenter
Nächster Beitrag
Wofür leben wir? Mittwochsandacht

Ähnliche Beiträge