Fraglich – Zögerlich – Hoffentlich

So das Motto des diesjährigen Buß- und Bettages. Das Wort der Bibel ist das Gleichnis vom Weingärtner und dem Feigenbaum (Lukas 13,6-9). Der Weinbergbesitzer handelt nach der Kosten-Nutzen-Rechnung. Er hat investiert, gepflanzt, eine angemessene Zeit gewartet. Doch jetzt lohnt sich das anscheinend nicht mehr. Der Baum bringt keinen Ertrag. Im Gegenteil: er laugt den Boden aus, schadet den anderen Pflanzen. Was nichts bringt, muss weg.

Das Gleichnis würde mich erschrecken, wenn ich mir Gott so vorstellen sollte: als den profitgierigen Besitzer oder unbarmherzigen Richter über Leben und Tod. „Hau ihn ab!“ – Dann könnte ich einpacken. Ich bring es nicht, jedenfalls oft nicht: als Mensch und Mitmensch, als Vorgesetzter oder Kollege, auch nicht als Mensch vor Gott. Angeklagt und verurteilt in einem Atemzug. Aber ich finde Gott in dem Gleichnis auf der anderen Seite, auf meiner Seite: im Weingärtner. Der Weingärtner gibt die Hoffnung nicht auf. Da ist doch noch was, da gibt es noch Zukunft. Ist doch alles in ihm angelegt. Die guten Früchte werden schon kommen. Der Feigenbaum braucht noch Zeit und Pflege: Noch ein Jahr. Ich kümm‘re mich. Ich werde noch einmal umgraben und düngen. Verurteil ihn nicht. Gib die Hoffnung nicht auf! Der Weingärtner ist von solcher Hoffnung, dass er mit leichter Stimme sagen kann: „Wenn nicht, hau ihn um.“ – und ich glaube ihn ganz leise sagen zu hören: „Aber das wird nicht passieren. Nicht in meinem Garten, nicht in meiner Nähe.“

Ich habe seit meiner Jugendzeit einen Hoffnungston nicht nur im Ohr, sondern in meinen Herzen – in meinem Denken, Reden und Handeln: „Alles ist Saat auf Hoffnung“ hat uns damals unser Jugenddiakon als Melodie für unser Leben und Arbeiten mitgegeben.

Dieser Hoffnungston hat mich begleitet in den verschiedenen beruflichen Bezügen, z.B. lange Zeit in der Gesundheits- und Krankenpflege bei Erwachsenen und Kindern. Schwerstkranke Kinder, die sich zurück ins Leben gekämpft haben. Todkranke Menschen, die gut versorgt und gut begleitet vom Leben Abschied nehmen konnten. Und jetzt in der Arbeitsseelsorge, wo z. Zt. die Entlassungsankündigungen wöchentlich bei mir und anderen wie den Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaften oder der Katholischen Betriebsseelsorge aufschlagen. Nicht zu resignieren, in die Knie zu gehen, davon zu laufen, sondern an der Hoffnung festhalten, ist ein besonderes Geschenk.

Meine Hoffnung liegt auf dem Weingärtner, auf Christus. Er gibt Zukunft. Gegen alle „Hau-ihn-ab Stimmen“. Ich glaube, dass wir in seiner Nähe wachsen und reifen können – gelebte Saat auf Hoffnung – und wenn die Zeit da ist, auch geben werden: Gott, dem Herrn der Welt, und der Welt sowie den Menschen um uns. Hoffentlich!

Klaus Hubert, afa-Geschäftsführer/Arbeitsseelsorger, Nürnberg/Schweinfurt

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