HEILSBRONN. Sie haben in analogen wie digitalen Zeiten gelebt und kennen sich aus mit Transformation: Die Teilnehmerinnen des Frauen-Seminars im Mai 2025 in Heilsbronn. In den Quelle-Katalog zu schauen, auf der Reiseschreibmaschine zu tippen oder im Karteikasten nach einer Adresse zu suchen ist ihnen genauso vertraut wie übers Smartphone zu wischen, mit den Enkelkindern zu WhatsAppen oder ein E-Rezept einzulösen. Die 55 bis 90-jährigen Teilnehmerinnen wollten im Seminar aber auch bisher Unbekanntes ausprobieren. Sie machten Bekanntschaft mit Roboter Miko und hybriden Diskussionen und tauchten mit einer VR-Brille in virtuelle Welten ein.
Mit der VR-Brille in neue Welten
„Oh nein, kein Internet!“: Mit diesem Ausruf provozierte Roboter Miko schallendes Gelächter im Saal. Referent Klaus Ploth, Geschäftsführer der Medienzentrale Bayern, führte die Teilnehmerinnen mit Tools in die Welt von Robotern und KI ein. Die Frauen waren erstaunt, neugierig und skeptisch zugleich. „Erst mal geflasht“, so fühlte sich eine von ihnen nach der Benutzung der sogenannten VR-Brille, mit der sie in die Welt eines antiken Tempels eintauchte. Sie war überrascht von dem „Gefühl der Tiefe und Weite“ wie sie sagt und fühlte sich nach der schnellen Rückkehr in die Realität etwas verwirrt.
Große Umbrüche erlebt
Auch die Medienzentrale und ihre Beschäftigten mussten sich mit der digitalen Transformation beschäftigen: „Wir haben große Umbrüche erlebt“, erzählt Klaus Ploth. Früher gab es 16mm-Filme und Projektoren. Ein Spielfilm war auf zwei bis drei Rollen verteilt. In der Pause mussten diese gewechselt werden. Heute ist alles digital, und auf eine kleine Festplatte passen über 1.000 Filme. „Die Website der Medienzentralen sieht mittlerweile aus wie eine Mediathek und ist eine Plattform im Internet“, so der Medienpädagoge.
Digitaler Führerschein
Bei einer Hybrid Konferenz mit der Digitalisierungsbeauftragten der Ev.-Luth. KIrche in Bayern Alexandra Kohle probierten die Teilnehmerinnen ein Tool aus, dass ihre Abstimmung vom Smartphone aus gleich als Grafik auf dem Bildschirm abbildet. Direkt vom Digitalisierungs-Profi Kohle bekamen sie Tipps, wie sie noch fitter werden können bei der Nutzung solcher Anwendungen, etwa durch Online-Fortbildungen wie den digitalen Führerschein.
„Mein erstes Handy hatte ich in der 5. Klasse – damals wurde man einfach ins kalte Wasser geworfen“, erzählte Kohle. Sie hat früh gelernt, Dinge selbst auszuprobieren und keine Scheu vor Technik gehabt. Diese Offenheit prägt sie bis heute. Gleichzeitig geht sie bewusst mit digitalen Medien um, denn:
„Digitalisierung bedeutet für mich nicht nur Neugier und Möglichkeiten, sondern auch Verantwortung im Umgang mit Daten“, so Kohle.
Durchmischt waren die Erfahrungen der Frauen mit Social Media. In der Diskussion gingen die Statements von „Ich hätte gerne mehr Erfahrung damit“ über „Ich wundere mich, dass Leute ihr ganzes Privatleben da reinstellen“ bis zu „das ist nur ein Zeitfresser“. Da kam Begeisterung übers Bilder posten und Freude über viele Likes ebenso auf wie Unsicherheit: „Ich traue mich nicht, weil ich das nicht einschätzen kann“, so eine Teilnehmerin. Der Erfahrungsaustausch beim Frauen-Seminar half den Teilnehmerinnen aber neue Perspektiven zu gewinnen und neugierig zu werden angesichts der Fülle von Möglichkeiten, die Digitalisierung zu bieten hat.
Autorin: Hanna Kaltenhäuser, Seminar-Leitung
Bilder: kda Bayern





