Vergewisserung – Gedanken zum Tag der Arbeit. Mittwochsandacht

Alle Jahre wieder – wird der Tag der Arbeit am 1. Mai begangen. Ursprünglich als Gedenktag an die blutigen Arbeitnehmeraufstände in den USA initiiert, wird er mittlerweile wie viele christliche Feiertage, insbesondere in den sonnigen und warmen Jahreszeiten, als Möglichkeit zur Erholung, Geselligkeit und Freizeitgestaltung genutzt. Die Rolle als Tag zur Vergewisserung der politischen Wirkmächtigkeit der Arbeitnehmerschaft und auch als Tag der Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe besitzt er noch, aber nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit und inklusiver Prägung für große Teile der Gesellschaft.

Wie ist Ihre Haltung und Ihre Erfahrung mit dem Tag der Arbeit im Laufe Ihres Lebens?

Vor 60 Jahren habe ich das erste Mal daran teilgenommen, als Säugling im Kinderwagen und als Sohn eines aktiven ehrenamtlichen Gewerkschafters. Als Kind und Jugendlicher war der Tag der Arbeit nach Weihnachten und Ostern der wichtigste Feiertag. Schön angezogen war die Teilnahme an den Veranstaltungen selbstverständlich. In meinen ersten Berufsjahren war der erste Mai ein Arbeitstag an einem Feiertag. Hier galt die Regel Arbeit trotz Feiertag, für mich konkret in der akuten Gesundheitsversorgung.

Seit 2001 ist für mich der 1. Mai jedes Jahr ein klassischer Arbeitstag wegen des Feiertages: Zunächst als Mitorganisator eines Gründungsfestes und Tages der offenen Tür eines großen evangelischen Sozialunternehmens, seit 2012 als Partner und Gast der Gewerkschaften bei den klassischen Veranstaltungen und Kundgebungen zum Tag der Arbeit.

Die Formate dieser Kundgebungen und Veranstaltungen sind ganz unterschiedlich. Der Festcharakter mit der Begegnung verschiedener Generationen und auch Kulturen steht im Vordergrund. Gerade klassische Maikundgebungen geben dem Singen von Arbeiterliedern Raum. Es nur als Ritual zu sehen greift zu kurz. Es dient für viele Menschen zur Vergewisserung und als reale Forderung nach einer besseren Welt im Leben und Arbeiten. „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ ist das bekannteste. In den Bruderhofgemeinden hat es dieses Lied sogar in ein christliches Gesangbuch geschafft.

Auch im evangelischen Gesangbuch gibt es Lieder, die in der christlichen Gemeinschaft den Status von „Arbeiterliedern“ haben. „Danke für diesen guten Morgen“, „Er weckt mich alle morgen“ und vor allem „Sonne der Gerechtigkeit“ kommen mir in den Sinn:

EG 262/1: Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit; und brich in deiner Kirche an, daß die Welt es sehen kann. Erbarm dich Herr

Das Bild der diesjährigen Erklärung des kda zum ersten Mai zeigt das Ziehen an einem Strang. Ein wunderbares Bild für die Vergewisserung: Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe sind die richtige Haltung im Arbeiten und Leben.

Klaus Hubert, afa-Geschäftsführer/kda-Arbeitsseelsorger Schweinfurt

Foto: via Canva

1. Mai, Solidarität, Arbeitnehmende, Geistliches

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