Neulich stand ich wieder einmal im Stau. Warten. Mist. Ich habe echt keine Lust zu warten. Warten nervt. Ich merke, wie ich immer schlechter gelaunt werde. Warum eigentlich? Wartezeiten kann man schließlich nicht immer umgehen. Bei genauerem Hinsehen wartet man sogar recht häufig auf irgendetwas oder irgendjemanden. Manchmal kann man diese Zeit nicht einmal mit anderen Dingen füllen. Man ist dann ganz auf sich selbst zurückgeworfen.
Vielleicht schafft ein Perspektivwechsel Erleichterung. Zeit mit und für sich selbst wird in unserem stressigen Alltag auch als „Quality-Time“ gesehen, vor allem, wenn man sie geplant durchführen kann. Warten allerdings ist erzwungene Entschleunigung. Mit sich selbst und seinen Gedanken alleine sein, ohne Ablenkung durch Handy oder Fernseher. Im Stau stehen. Also gut. Es ist eben gerade, wie es ist. Ärgern ändert die Situation auch nicht. Wie heißt es doch so schön? Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.
Eine Änderung der Perspektive, aktiv zu versuchen, etwas Positives in einer nicht beeinflussbaren Situation zu finden, ändert das „Mindset“. So etwas klappt mit bewusster Übung zunehmend besser. Natürlich lässt es sich nicht wegdiskutieren, wenn Termindruck da ist oder dringende Aufgaben erledigt werden müssen. Vielleicht ist Ihnen dabei im nächsten Stau das Gelassenheitsgebet des US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr (1892–1971) hilfreich:
Gott, gib mir die Gnade, mit Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. Amen
René Steigner
Diakon, Arbeitsseelsorger
Foto: Pixabay