AUGSBURG. Einen großen Teil ihrer Lebenszeit verbringen Menschen am Arbeitsplatz. Der Austausch über die Bedeutung der Arbeit für unser Leben stand im Fokus der Biographie-Werkstatt beim Frauenbrunch in der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Heilig Kreuz. Die Referentin des Seminars, Hanna Kaltenhäuser, berichtet von den vielschichtigen Biographien der Teilnehmerinnen.
,„Du heiratest ja doch mal“ sagte der Vater und so wurde es nichts mit dem Abitur. Dafür konnten sie „Schreibmaschine und Steno aus dem FF“, waren Floristin, Elektro-Assistentin, Altenpflegerin oder Anwaltsgehilfin: dreizehn Frauen aus Augsburg haben ihre langjährige Erfahrung im Erwerbsarbeitsleben beim afa- Frauenbrunch ausgetauscht. Dabei wurde klar: Dass sie zusätzlich zu den beruflichen Leistungen auch noch zusammen 29 Kinder großgezogen haben, wird in unserer Gesellschaft viel zu wenig sichtbar und als Leistung anerkannt.
Da werden kuriose Geschichten erzählt, wie die der Fleischerei Fachverkäuferin, die als junge Frau ihren Ehering beim Fleischsalat mischen verliert – ein Kunde bringt ihn ein paar Tage später zurück in die Metzgerei. Eine andere wird nach der Lehre als Bürokauffrau an einen Computer gesetzt, der damals „so groß war wie ein halber Raum“, während eine andere als Betriebsrat-Vorsitzende weinende Mitarbeiter im Büro tröstet, als Entlassungen anstehen.
Erwerbsarbeit steht für die Frauen ebenso für Sinn, Zufriedenheit, Selbstbestimmung und Weiterentwicklung wie für Stress, Ausbeutung oder Mobbing. Sie haben selbst erlebt, wie es ist in „tierisch anstrengenden“ Pflegeberufen zu arbeiten oder sich als Selbständige immer neue Jobs und Aufträge zum Beispiel als Übersetzerin oder im Call-Center zu suchen. Trotzdem überwiegt das Positive in den Schilderungen und Geschichten.
Und auch wenn etliche das Rentenalter bereits erreicht haben: Einige arbeiten auch nach über 45 oder 50 Arbeitsjahren noch weiter: “So ein oder zwei Vormittage in der Woche“, sagt eine Teilnehmerin. „Das tut mir ganz gut und ich bleibe noch ein bisschen mit der Arbeitswelt verbunden.“
Bericht und Bilder: Hanna Kaltenhäuser, wissenschaftliche Referntin im kda Bayern