KI: Den Vorrang des Menschen sichern

NÜRNBERG. Um Chancen und Herausforderungen für die Arbeitsseelsorge im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz ging es am Montag, dem 10. Februar 2025, im Nürnberger Caritas-Pirkheimer-Haus. Zu ihrem jährlichen gemeinsamen Studientag trafen sich Mitarbeiter*innen des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt Bayern und der Katholischen Betriebsseelsorge.

Mit einem fesselnden Ritt durch die Welt der Künstlichen Intelligenz wartete am Vormittag Referent Dr. Karl Teille auf. Sein Vortrag machte sich Gedanken über den „Einsatz der KI – Herausforderungen für Kirche und Betriebe“. Dr. Karl Teille ist Informatiker und Referent für KI und Ethik der Service Agentur der ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Zuvor war er über 20 Jahre im Volkswagen Konzern tätig und verantwortete u.a. KI-Projekte in der VW-Rechtsabteilung.

KI ist kein Heilsbringer

Welche Leitlinien gibt es für Christinnen und Christen im Umgang mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz?

„Im Vertrauen auf Gott können die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt werden“,

machte Teille den Anwesenden Mut. Dennoch dürfe der Mensch sich ihr nicht unterwerfen und die Digitalisierung, speziell die KI, solle nicht als Heils- oder Erlösungsbringer inszeniert werden.

Er skizzierte die Einsatzfelder von KI innerhalb der Kirche – von der organisatorischen Unterstützung bis zur Entwicklung und Vertretung der christlichen Position zu Künstlicher Intelligenz. Am Beispiel der Technikethik führte Teille die Fragestellungen der Angewandten Ethik vor.

„Wir erleben eine Revolution.“

Im Anschluss nahm der Referent die Teilnehmer*innen des Studientags mit auf eine Zeitreise durch die Entwicklung der Digitalen Welt in den letzten Jahrzehnten. Angesichts der sprunghaften Entwicklungen in den letzten Jahren schien die Behauptung Teilles in Bezug auf die KI – „Wir erleben eine Revolution“ – nicht übertrieben.

Schnell zeigte sich, dass eine prägnante Definition des Begriffes KI gar nicht so einfach ist. Teille wagte im Rückgriff auf Prof. Dr. Klaus Mainzer (em.) dennoch den Versuch einer Arbeitsdefinition:

„Ein System heißt intelligent, wenn es selbstständig und effizient Probleme lösen kann. Der Grad der Intelligenz hängt vom Grad der Selbstständigkeit, dem Grad der Komplexität des Problems und dem Grad der Effizienz des Problemlösungsverfahrens ab .“

Wann beginnt die Intelligenz bei Computern?

Im Anschluss stellte sich die Frage, ob und ab wann Computer als „intelligent“ gelten können. Der Referent erläuterte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Ein „Hardware“- und „Software-Check“ zwischen Mensch und Maschine machte sehr anschaulich, dass der Mensch der Maschine durchaus in einigen Bereichen „voraus“ ist – sei es sein höherer Abstraktionsgrad oder die Fähigkeit, schnell und adäquat gelerntes Wissen in nie gelernten Situationen anzuwenden. Aus diesen Schwächen der Maschinen ergeben sich konkrete Risiken, wie Teille am Beispiel der Manipulation Neuronaler Netze verdeutlichte.

Im Anschluss widmete sich der Referent der aktuellen Anwendung von Digitalisierung und KI, speziell dem Sprachmodell ChatGPT. Karl Teille erklärte, wie ChatGPT und ähnliche Technologien die Kommunikation revolutionieren, aber auch, wo ihre deutlichen Schwächen in der Anwendung liegen.

Blick in den Vortragsraum des Vortrags zu Kirche und KI, Referent Karl Teille steht neben der an die Wand projezierten Folie und erklärt etwas. Bildrechte kda Bayern.KI verändert die Arbeitswelt

Die diversen Anwendungsfelder der Künstlichen Intelligenz haben in Zukunft – und teilweise bereits heute – eine Veränderung kompletter Berufsfelder zur Folge. Einige Tätigkeiten wird die KI komplett übernehmen; gleichzeitig entstehen neue Berufsfelder.

Zum Abschluss seines informativen Vortrags widmete sich Karl Teille der Eingrenzung ethischer Herausforderungen beim Einsatz der Künstlichen Intelligenz sowie den rechtlichen Herausforderungen bei deren Einsatz in den Feldern Datenschutz, Urheberrecht und Haftung.

Was bedeutet KI für unsere Arbeitsplätze?

Die angeregte Diskussion im Anschluss legte den Fokus auf den Menschen in der Arbeitswelt. Neben der Rolle von KI im „Unternehmen Kirche“, das – ähnlich wie ein Wirtschaftsbetrieb – effektiv funktionieren will, wurde ein kritischer Blick auf die Auswirkungen für Arbeitsplätze geworfen. Neben Entlastungen in bestimmten Bereichen, die durchaus positiv gesehen wurden, gab es große Bedenken eines verstärkten Einsatzes von prekärer Hilfsarbeit. Einigkeit bestand darüber, dass der Mensch als lernendes, neugieriges Wesen wie auch als kritischer Geist in diesen Prozessen gefordert sei.

KI-Revolution verschärft Macht-Fragen

Dass die KI einen großen Mehrwert generiere, aber bei weitem nicht alle Menschen am Gewinn partizipieren können, wurde sehr kritisch gesehen. An diese Feststellung schlossen sich Macht-Fragen wie die nach (De-)Regulierung und wirtschaftlicher Macht an. Diese schon immer existierenden gesellschaftlichen Fragestellungen würden durch Digitalisierung und KI noch verschärft.

Gruppen-Diskussionen: KI und wir

In Kleingruppen legten die Teilnehmenden den Fokus noch einmal auf selbst gewählte Schwerpunkte. Neben dem Austausch über konkrete Nutzungsmöglichkeiten von KI im Berufsalltag, ging es auch über betriebliche Mitbestimmung und den Einsatz von KI.

„Mit der Einführung von KI als neuer Technologie in Betrieben werden die gewohnten Formen der Mitbestimmung nicht mehr funktionieren“,

so ein Teilnehmer. Die Gruppe sah unter anderem die Gefahr von mangelnder Transparenz. In einer anderen Austauschrunde war das Thema „Mensch-Maschine-Kooperation“ wichtig.

„Ohne den Menschen ist die Künstliche Intelligenz oft genug künstlich dumm, weil sie Ziel, Zweck und Kontext nicht kennt“,

so das Fazit der Diskussions-Teilnehmer*innen.

Foto: kda Bayern 

Digitalisierung, Wandel der Arbeitswelt

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