Nicht wenige wünschen sich Sofort-Hilfe in Situationen, in denen sie selbst ratlos oder überfordert sind, eine Ratgeberin, einen Begleiter mit offenem Ohr, einen Coach mit dem richtigen Alltagstipp. Da hat man einen Knoten im Magen, weil man gleich in eine schwierige Besprechung muss. Auf der Arbeit hat sich ein Konflikt hochgeschaukelt, der schon länger schwelt. Was sagt man da? Wie wird man den einzelnen Beteiligten gerecht? Und wenn man eine Aufgabe noch nicht lösen kann, der Chef ungeduldig wird und die Kollegen keine Hilfe sind, wie soll man da doch noch irgendwie weiterkommen? Eine Freundin, der man das Problem schildert, könnte helfen, allein, indem sie zuhört und man beim Reden die Gedanken sortiert. Aber wo kriegt man genau in diesem Moment diese Freundin her, wenn die doch selbst arbeitet und tagsüber keine Zeit zum Telefonieren hat?
Ich habe meinen Ratgeber und Begleiter immer an meiner Seite. Das glaube ich. Martin Luther hat gesagt: „Heute habe ich viel zu tun. Darum muss ich heute viel beten.“ Ich kann die Worte Luthers gut nachvollziehen. Beten, das heißt für mich, mit meinem Ratgeber und Begleiter im Gespräch und in Verbindung zu sein, so oft wie möglich.
Ein Bekannter hat mich einmal gefragt: „Betest Du oft? Ich kann nicht beten. Was soll ich denn da sagen?“ Ich habe erlebt: Beten wächst aus dem Tun. Das Gespräch mit Gott ist Übungssache. Das ist für mich nicht anders wie mit einem Freund oder der Partnerin. Spricht man zu selten miteinander, verliert man das Verständnis füreinander und damit den Kontakt zueinander. Und je mehr man einander mitteilt, umso mehr erschließt sich einander, was den jeweils anderen umtreibt, umso näher kommt man sich, manchmal auch ohne viele Worte.
Das kenne ich mit Gott auch so. Es kommt vor, dass mir in meinem Beten Gott etwas erschließt, was mir verborgen war. Und es kommt vor, dass mir in meinem Beten irgendwie die richtigen Worte fehlen und ich feststecke. Macht nichts. Gott kennt mich ja. Es genügt dann, ihm zu sagen, dass ich gerade sprachlos bin, ihn einfach um seinen Beistand zu bitten oder mit den Worten Jesu zu beten und in einem Vater Unser alle Menschen einzuschließen, für die ich bitten möchte.
Immer wieder finde ich es bemerkenswert und wunderbar, dass dieser Vater Unser im Himmel sich nach Kontakt mit uns Menschen sehnt, dass er uns kennt und sich um uns sorgt.
Ein gutes Gebet soll nicht lang sein, auch nicht lange hingezogen werden. Es soll oft und herzlich sein.
(Martin Luther)
Dietlinde Peter, Verwaltungsleiterin kda Bayern
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