Portrait: Mich freuen, dass ich es kann

FÜRTH. „Ich halte nicht mehr als zwei Beerdigungen die Woche“, sagt Pfarrer Karlheinz Häfner – und das, obwohl er dieses Jahr siebzig wird. Als Vakanz-Vertreter unterstützt er derzeit die Kolleg*innen in der Gemeinde St. Martin in Fürth bei Taufe, Trauung, Beerdigung und Gottesdienst. In der Rente nur Radfahren und lesen, das war ihm zu wenig. Und so ist der Beruf an 12 Stunden in der Woche weiterhin Teil seines Lebens.

Seit 1983 ist Karlheinz Häfner Pfarrer aus Leidenschaft. Der gelernte Erzieher lernte nach seinem Theologie-Studium als „Spätberufener“ über die Stationen Dietenhofen, Schwaig und Reichelsdorf alle Facetten des Gemeindelebens kennen. „Ich habe immer gern gearbeitet. Es war nicht alles „Bullerbü“, aber unterm Strich eine gute Zeit“, lautet sein Resümee. Es tat ihm in der Seele leid, wenn Kollegen die Tage bis zur Rente zählten. „So gehst du später nicht, habe ich mir gedacht“, sagt Häfner.

Das mit der Rente hat er 2020 ein Jahr lang probiert, „aber nur Radfahren und lesen war mir zu wenig“. Er will nicht nur die Zeit verwalten, damit sie vergeht. Und so hat er als Vakanz-Vertretung angeheuert – die jeweiligen Gemeinden sind dankbar. Das ist eine Win-Win Situation, findet er:

„Es gibt meinem Leben Sinn, ich kriege gute Rückmeldung und Anerkennung und ich kann das weitermachen, was ich gerne mache“.

Seine Kollegin Sonja Blau im Pfarramtsbüro schätzt die unkomplizierte Zusammenarbeit und freut sich über die Entlastung. In St. Martin lässt man ihm Freiheit bei der Einteilung seiner Arbeit. Karlheinz Häfner koordiniert seine Einsätze flexibel und mit viel Erfahrung. Kommt eine Anfrage rein, übernimmt er Kontaktaufnahme und Gespräch, bereitet die Trauung, Taufe oder Beerdigung vor. Jeder seiner Kasualien gibt er seit Beginn seiner Tätigkeit eine Nummer und alle Ansprachen und Predigten schreibt er mit der Hand. „Inzwischen schramme ich schon fast an die 1.500 Beerdigungen, die ich in meinem Leben gehalten habe“, so Häfner.

Als Vorteil empfindet er, dass seine Arbeit jetzt begrenzt ist. Kirchenvorstand, Konfirmand*innen, Personal-Verantwortung und Verwaltungsaufgaben gehen ihn nichts mehr an. Das, was ihm immer wichtig war an seiner Arbeit, der Umgang mit Menschen, bleibt ihm erhalten. „Ich kann jedem so begegnen, wie es die Situation erfordert“, so Häfner. Wenn er die richtigen Worte findet bei Taufe oder Beerdigung, gibt es oft dankbare Rückmeldungen. Diese Wertschätzung tut gut und zeigt ihm: Er ist am richtigen Platz. „Momentan ist der Verstand noch relativ intakt“, meint er augenzwinkernd. Er möchte für voll genommen werden – auch wenn er älter ist.

„Alt wirst du nicht – alt wirst du gemacht“,

ist seine Ansicht. „Ich halte noch gut mit und freue mich, dass ich es kann.“ Und sollte es doch mal zu viel sein, kann er entspannt „Nein“ sagen.

Foto und Portrait: Hanna Kaltenhäuser, kda Bayern

Dieses Portrait ist Teil der Reihe „Zurück aus der Rente“. Weitere Beiträge daraus finden Sie unter:

Alter, Kirche, Rente

Meldungsarchiv

Vorheriger Beitrag
Datenschutz
Nächster Beitrag
Geschichten von …

Ähnliche Beiträge