Prüft aber alles und behaltet das Gute

„Prüft aber alles und behaltet das Gute.“ Dieser Satz könnte von einem Chef stammen, der seinen Mitarbeitenden mitteilt, was sie beim Wareneinkauf zu berücksichtigen haben. Er könnte von einer Küchenmeisterin stammen, die ihren Lehrlingen aufträgt, was sie beim Gemüseputzen zu beachten haben. Er könnte von einem Portfoliomanager stammen, der seinem Team sagt, was bei der Zusammenstellung eines Fonds zu beachten ist. Er könnte auch von einer Vorarbeiterin stammen, die ihren Mitarbeitenden mitteilt, wie sie den Produktausschuss, der übers Band läuft, identifizieren.

In der Arbeitswelt wird in der Regel nach dem Guten, wenn nicht nach dem Besten gestrebt: die besten Produkte, die besten Prozesse, die besten Mitarbeitenden, die beste Qualität, der beste Kundenservice. „Das Gute“, ja, „das Beste“ sichert den Erfolg im Wettbewerb, ist ein Ausweis von Qualität und Exzellenz, befriedigt das Kundenbedürfnis optimal. „Das Gute“, wenn es zum „Besten“ mutiert, hat auch seine Schattenseite. Denn „das Beste“ von heute ist morgen vielleicht nur Mittelmaß. Das Streben nach dem Guten, nach dem Besten hört nie auf.

„Prüft aber alles und behaltet das Gute.“ Die Jahreslosung aus dem 1.Brief des Apostel Paulus an die Thessalonicher redet nicht diesem Streben nach endloser Optimierung das Wort. Sie spricht von einer anderen Güte, auf die wir uns verlassen mögen. Das Gute, das es zu behalten gilt, ist das Gute, in welchem Gottes Güte für uns erfahrbar wird. „Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und behaltet das Gute.“ In diesem Zusammenhang spricht der Apostel. Und meint mit der prophetischen Rede eine Rede, die von Gott und seiner Güte zeugt. Dass Propheten oft frommes Zeug sagen, aber dabei nicht Zeugen der Güte Gottes sind, darauf weist der Apostel mit seinen beiden kurzen Sätzen hin. Es gilt zu prüfen, ob prophetische Rede auch gute Gottesrede ist.

Wer darin geübt ist, wird diese Unterscheidung hinbekommen. Auch auf der Arbeit, wo natürlich ebenso Gottes Güte in unserem Miteinander Reden und Aneinander Handeln sichtbar und wirksam werden kann – und wo manch heilheischendes Gerede und Getue von heilvollem Geschehen unterschieden werden kann. Geübt wird man übrigens darin, indem man übt. Also, wenn Sie noch kein Motto für 2025 haben, dann vielleicht dieses: „Prüft aber alles und behaltet das Gute.“

Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern

Foto: Canva.com

 

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