AMMERSEE. Was ist KI? Kann KI überhaupt Demokratie? Und braucht es eine Ethik der KI? Ein dreitägiges Einstiegsseminar rund um Künstliche Intelligenz suchte Antworten auf diese und andere Fragen. Unter dem Titel „Alles künstlich?!“ trafen sich Teilnehmende Ende Januar/ Anfang Februar am Ammersee.
Ein Seminar für Smartphone-Verweigerer wie IT-Experten
Vom 31. Januar bis 2. Februar fand in den Ammerseehäusern ein Seminar zum Thema Künstliche Intelligenz statt. Obwohl das Wetter nicht mitspielte, war die Stimmung gut, wozu auch das Haus und seine Mitarbeiter*innen beitrugen. Die Teilnehmenden waren bunt gemischt: vom Smartphone-Verweigerer bis zum IT-Experten, von Teilnehmenden um die 25 Jahre bis zu über 75-Jährigen.
Herausfordernder Einstieg
Der Einstieg am Freitag war nach einer arbeitsreichen Woche herausfordernd. Er legte jedoch den Grundstein für ein erfolgreiches Seminar. Nach der üblichen Vorstellungsrunde, der Klärung organisatorischer Dinge und einer Einführung in das Thema sammelten die Teilnehmenden in Zweiergruppen Begriffe, die sie im Zusammenhang mit KI schon einmal gehört, aber noch nicht richtig verstanden hatten. Im Anschluss daran folgte ein Vortrag von Thomas Krämer an, der auch das gesamte Seminar inhaltlich gestaltete. Der wissenschaftliche Referent des kda Bayern führte mit seinem Vortrag in das Thema KI ein und klärte naheliegende Begriffe wie Algorithmus, maschinelles Lernen oder neuronale Netze. Anschließend konnten sich die Teilnehmenden informell austauschen.
Chatbots, Bilderzeugung und mehr
Am Samstag sammelten die Teilnehmenden in Dreiergruppen die ihnen bekannten Anwendungsbereiche von KI. In der Gesamtschau ergab sich ein erstaunlich breites und relativ vollständiges Bild der Einsatzgebiete. Bevor es in den praktischen Teil ging, lernten die Teilnehmenden, woran man derzeit KI-Bilder erkennen kann. Im praktischen Teil wurde der Umgang mit Chatbots und der KI-Bilderzeugung demonstriert. Dabei konnten die Teilnehmenden auch Inhalte und Fragen einbringen. Zum Abschluss des praktischen Teils verfasste die Gruppe einen Brief an den nicht anwesenden Referenten Ulrich Gottwald. In mehreren Schleifen wurde der KI-Entwurf von der KI an die Wünsche der Gruppe angepasst. Am Ende stand ein Text, der zwar nicht die uneingeschränkte Zustimmung aller Teilnehmenden fand, aber doch akzeptabel erschien.
Von Macht und Freiheit
Nach dem Mittagessen begannen die Arbeitsgruppen: Chancen und Risiken von KI, KI und die Frage von Macht und Freiheit sowie Umgang mit KI im Hinblick auf den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung. Es war überraschend, wie vielschichtig und fundiert die Teilnehmenden die Themen bearbeiteten.

Chancen und Risiken wurden abgewogen, viele Anwendungen kritisch gesehen: Militär, Meinungsmache, Überwachung. Die Gruppe betonte die Notwendigkeit der Regulierung, aber auch der Aufklärung, die schnell erfolgen müsse.
Bei der Frage nach Macht und Freiheit wurde einerseits die wirtschaftliche Macht der Unternehmen betont, die die großen KI-Modelle entwickeln, aber auch die Macht der Expertinnen und Experten, die KI verstehen und durchschauen. Abschließend betonte die Gruppe, dass die Kontrolle beim Menschen bleiben müsse. Ebenso sah die Gruppe die Verantwortung sowohl bei den Entwicklern als auch bei den Anwendern.

Beim Thema Bewahrung der Schöpfung wurde deutlich, dass noch viele Hausaufgaben zu erledigen sind: umfassendes Recycling der Hardware und Energiegewinnung. Es wurde deutlich, dass es ein Spannungsfeld zwischen Ressourcen- und Senkenverbrauch und Nachhaltigkeit gibt. Die Gruppe war sich einig, dass es keine Lösung ist, sich dem Fortschritt zu verschließen. Auch wenn sich der Einzelne der Anwendung von KI verweigern kann, bringt dies Nachteile mit sich oder ist im beruflichen Umfeld bereits unmöglich.
„KI und das weite Land“
Den Abschluss bildete das Thema „KI und das weite Land“. Thomas Krämer berichtete über eine Tagung zu diesem Thema, die er einige Tage zuvor auf dem Hesselberg besucht hatte. Er berichtete über die Möglichkeiten und Grenzen für den ländlichen Raum und wie komplex die Voraussetzungen sind.

Im Fokus: Ethik und KI
Der Sonntag stand ganz im Zeichen ethischer Fragen rund um das Thema KI. Die Teilnehmenden interessierte vor allem, was aus christlicher Perspektive in die Diskussion eingebracht werden kann. Ziel des Vormittags war es, Ansatzpunkte für eine ethische Reflexion und Maßstäbe zu liefern. Diese wurden in Vortrag und Diskussion gefunden: Der Gotteskomplex, die Unvollkommenheit des Menschen vs. Gottes Zusage „Du bist gut, so wie du bist“, der christliche Personenbegriff und hier insbesondere die Frage nach Freiheit und Verantwortung und schließlich eine Einbettung in das große Ganze mit der Frage nach der Lebensdienlichkeit.
Am Ende waren einige Teilnehmende froh, dass sie nun einmal KI selbst ausprobieren können. Andere waren begeistert, dass die Kirche das Thema aufgegriffen und sehr ausgewogen behandelt hat. Wieder andere fanden die christlichen Ansätze zur Evaluation hilfreich. So war für jeden etwas dabei und alle konnten aus dem Seminar etwas für ihren Alltag mitnehmen.
Fotos: Krämer, kda Bayern