… hat jemand auf den Verteilerkasten geschmiert.
Im Vorbeigehen frag ich mich jedes Mal: „Was muss da eine oder einer für eine schlimme Arbeit haben?“ und „Was die wohl verdient mit der Arbeit?“ Ich stell´ mir solche Arbeit vor – langweilig, eintönig, anstrengend und die Stunden des Tages ziehen nur langsam dahin.
Und dann sind da ganz schnell zwei Sätze in meinem Kopf: „Selber schuld!“ und „Hättest was Gscheits gelernt.“ Das sind Sätze mit denen ich schnell wieder wegschauen kann – von oben – unnachgiebig – hart und herzlos.
In unserer Bibel gibt’s einen, der solchen Erklärungen vehement widerspricht. Hiob heißt der und er beschreibt seinen quälenden Alltag so:
„Muss nicht der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden, und sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners? Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner auf seinen Lohn wartet, so erbte ich Monde der Enttäuschung, und Nächte voller Mühsal wurden mir zuteil. Wenn ich mich niederlegte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird mir’s lang bis zum Abend, und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung.“
So ist es, sagt er. Vielleicht gibt es Gründe, dass es mir so geht, wie es halt gerade geht – ich kenne sie nicht. Und Hiob lässt nicht zu, dass ihm jemand sagt: „Selber schuld!“
Was er braucht, dieser Hiob, das sind Menschen, die da sind – die mit ihm sind, die am Feierabend zu ihm kommen und die ihm nicht dauernd sagen: “Bist ja selbst schuld an deiner Misere.”
Wenn die mit ihm da sind, dann kann er es aushalten – auch mit der Lohnarbeit.
Pfarrer Christian Dittmar, stellvertretender Leiter kda Bayern
Foto: Christian Dittmar