“Schöpfung gestalten, um sie zu bewahren” – das war die Industriemeistertagung 2024

BEILNGRIES-PAULUSHOFEN. “Mit Innovationen die Welt retten” lautete das ambitionierte Motto der diesjährigen Industriemeistertagung des bayerischen Industriemeisterverbands (IMV Bayern) und des kda Bayern. Fachleute aus Wirtschaft, Forschung und Theologie stellten in Beilngries-Paulushofen den 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Lösungsansätze für die Umweltkrisen unserer Zeit vor. Die Kooperationstagung fand heuer bereits zum 34. Mal statt.

Der “Emissions Gap Report” der Vereinten Nationen brachte wie jedes Jahr schlechte Nachrichten: Wenn sich an der Wirtschafts- und Lebensweise der Menschheit und an der Klimapolitik der Staaten nichts Entscheidendes ändert, werden alle Klimaziele gerissen. Die Erde könnte sich dann bis zum Ende dieses Jahrhunderts gegenüber der Vorindustrialisierung um 3,1 Grad aufheizen – statt wie angestrebt nur um 1,5 Grad. Neben dieser angekündigten Katastrophe stehen vielerlei andere Umweltkrisen, die kaum noch beherrschbar scheinen, etwa die Verseuchung des Planeten mit Mikroplastik.

Lassen sich Probleme, die durch Technologien verursacht wurden, nicht durch Technologie auch wieder eindämmen?

Für diese und weitere Probleme suchte die diesjährige kda-imv-Industriemeistertagung, organisiert vom imv-Landesvorsitzenden Bernhard Fürst, von Dr. Markus Röhrig (imv Niederbayern) und Philip Büttner (kda München), nach innovativen Lösungen (s. Programm der Tagung). Lassen sich die Krisen, die durch Technologien verursacht wurden, nicht auch durch Technologie und menschlichen Erfindergeist wieder eindämmen? Die Referentin und die Referenten der Veranstaltungen gaben zu dieser Frage viele wertvolle Impulse. Franz Ampferl, Teilnehmer der Tagung und Pressereferent der IMV Ingolstadt e.V., hat hierzu eine ausführliche Zusammenfassung der Vorträge erstellt.

Innovationskraft gemessen in Patentanmeldungen

Christine Völzow, Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), analysierte in ihrem Vortrag die Patentanmeldungen für Klimatechnologien. Wie sie zeigte, stehen Deutschland und vor allem Bayern mit ihrer Innovationskraft im internationalen Vergleich recht gut da, auch bei den “Leuchtturm-Technologien”, auf die es in den nächsten Jahren ankommen könnte. So kamen etwa 418 “Weltklassepatente” im Bereich der Elektromobilität im Jahr 2023 aus Bayern (s. Präsentation Völzow).

Christine Völzow (vbw) im Online-Gespräch mit Philip Büttner (kda)

Filter-Lösungen für eine nachhaltige E-Mobilität

Dr. Harald Banzhaf, tätig als “Principal Expert Engineering Sustainability” bei Mann+Hummel in Ludwigsburg, widmete seinen Vortrag dem Thema nachhaltige Mobilität. Für die Firma Mann+Hummel, die mit ihre Filtrationstechnologie seit Jahrzehnten weltweit Verbrennungsmotoren effizienter und sauberer macht, liegt die große Herausforderung darin, den rasanten Wandel hin zur E-Mobilität mit neuen Filter-Lösungen zu begleiten. Die Firma hat sich selbst zum Ziel gesetzt, bis 2035 CO²-neutral zu produzieren und bis 2050 CO²-Neutralität in der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen.  (s. Präsentation Dr. Banzhaf)

Vortrag von Dr. Harald Banzhaf

Playmobil-Figuren aus Biomasse

Nico Arbeck, Biologe und Leiter der Abteilung “Stoffliche Nutzung” bei C.A.R.M.E.N e.V. in Straubing, stellte das historisch noch relativ junge Phänomen der Plastikverschmutzung vor. Erst in den 50er Jahren startete die massenhafte Kunststoffherstellung, heute produziert die Menschheit im Jahr fast 400 Millionen Tonnen davon. Mikropartikel von Kunststoffen findet man bereits in allen Böden und Meeren der Welt, ebenso im menschlichen Körper. An Alternativen zum Plastik wird geforscht: So könnten beispielsweise Playmobil-Figuren bereits zu 90 Prozent aus Biomasse hergestellt und PET-Flaschen durch biobasierte PEF-Flaschen ersetzt werden. Als von der Bayerischen Staatsregierung geförderte Koordinierungsstelle informiert C.A.R.M.E.N e.V. Unternehmen und Öffentlichkeit über die Möglichkeiten biologisch abbaubarer Kunststoffe (s. Präsentation Arbeck).

Vortrag von Nico Arbeck, Moderation: Bernhard Fürst

Climate Engineering als Chance für das Weltklima?

Am Sonntag, zum Abschluss der Tagung, stand traditionell ein theologische Beitrag auf dem Programm – dieses Jahr mit besonderen Zusatzqualifikationen.  Maximilian Freiherr von Seckendorff ist evangelischer Theologe und zugleich ausgebildeter Physiker. Den biblischen Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, versteht er als Auftrag, sie mitzugestalten:

‘Bewahrung der Schöpfung’ bedeutet nicht, einen Urzustand von Natur zu erhalten, sondern die Welt mithilfe von nachhaltigen Technologien so umzugestalten, dass auch in Zukunft gute Lebensbedingungen und Voraussetzungen für den Frieden in der Welt gegeben sind. (Maximilian Freiherr von Seckendorff)

In diesem Sinne führte von Seckendorff unter anderem in die Ansätze des “Climate Engineering” ein, zu denen etwa die Idee der “Ozeandüngung” oder das “Solar Radiation Management” gehören. Es sind Technologien, die nicht zu unterschätzende Risiken, aber womöglich auch Chancen für die Menschheit bieten könnten. Als Landesvorsitzender des Arbeitskreises Energiewende in der CSU plädiert der angehende Pfarrer in jedem Fall entschieden für eine Beschleunigung und größere Innovationsfreude bei der Energiewende (s. Präsentation von Seckendorff).

Freiherr von Seckendorff mit den Veranstaltern

Industriemeistertagung 2025

Die nächste Industriemeistertagung von imv Bayern und kda Bayern soll wieder in Beilngries-Paulushofen stattfinden und zwar am 15. und 16. November 2025. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten dafür bereits zahlreiche Themenvorschläge, aus denen das Planungsteam wieder ein spannendes Tagungsangebot entwickeln will.

Fotos: IMV Bayern, Bärbl Fürst
Titelbild (v.l.n.r.): Philip Büttner, Nico Arbeck, Dr. Harald Banzhaf, Bernhard Fürst

Führungskräfte, Wandel der Arbeitswelt, Betrieb, Ökologie

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