MÜNCHEN. „Was macht uns stark im Miteinander – in Betrieb, Gemeinde und Gesellschaft?“ Unter dieser Überschrift lud der kda Bayern zusammen mit dem Münchner Dekan Felix Reuter in die Diakoniekirche zu einem Gottesdienst zum Tag der Arbeit am 27.April. Statt einer Predigt führten Anna Gmeiner, Bezirksjugendsekretärin des DGB Bayern, und Thomas Prieto Peral, Regionalbischof des Kirchenkreises Schwaben-Altbayern, ein von kda-Leiter Peter Lysy moderiertes Predigtgespräch.
Dass und wie Gewerkschaften starke Gemeinschaften sind, beschrieb Gmeiner eindrücklich anhand des Mottos des DGB zum Tag der Arbeit. „Mach dich stark mit uns“ drücke die Solidarität aus, die notwendig ist, um gemeinsam wichtige Ziele wie faire Entlohnung, guten Arbeitsschutz und menschengerechte Arbeitsbedingungen zu erreichen. Leider jedoch nähmen viele die Errungenschaften, die durch gewerkschaftliches Engagement zur heutigen Arbeitswelt gehören, als selbstverständlich hin, was aus ihrer Sicht eine Erklärung für den Rückgang der Mitgliedschaft in Gewerkschaften darstelle. Ob die Gewerkschaften neue Mitglieder gewinnen werden, wenn sie in zukünftige Tarifverträge Sonderleistungen wie einen zusätzlichen Urlaubstag speziell für Gewerkschaftsmitglieder verhandeln, werde sich zeigen.
Als Stärke der Kirche bezeichnete Prieto Peral, dass „sie überall zu finden“ sei, vor Ort in den Gemeinden bis hinein in die Parlamente – und das auf der ganzen Welt. Kirche sei Weltkirche. Das zeichne sie wie vielleicht kaum eine andere Institution aus. Dass die deutschen Kirchen und auch die bayerische seit Jahren schrumpfen und damit schwächer werden an Ressourcen, sei zwar eine Realität. „Ewiges Wachstum ist uns aber nicht verheißen. In der Bibel heißt es: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Dies verweise auf den Auftrag der Kirche. So kenne er eine Kirchengemeinde, die wie viele ein „normales Gemeindeprogramm“ gemacht habe, bis sie Menschen vor Ort um ihren Kirchturm eingeladen habe mit der Frage, was sie von Kirche bräuchten. Aus diesen Gesprächen sind neue Ideen erwachsen. „Das Gemeindehaus ist nun voll.“
Besonderes Augenmerk warfen die beiden Gesprächspartner*innen auf die Situation junger Menschen in Deutschland. Gmeiner kritisierte, dass diese von manchen in der öffentlichen Debatte pauschal als faul und arbeitsscheu bezeichnet würden. Prieto Peral teilte seine Irritation, wie wenig die Situation junger Menschen in der politischen Debatte, etwa auch im vergangenen Wahlkampf, eine Rolle gespielt haben. Beide waren sich einig, dass hier besser hingesehen und mehr getan werden müsste. Sowohl die DGB Jugend als auch die Evangelische Jugend leisteten hier wichtige und tolle Arbeit.
Im Bild von links nach rechts Dekan Felix Reuter, Anna Gmeiner, Regionalbischof Prieto Peral, Peter Lysy
Foto: Felix Reuter