Fürbitten – Schutzgebiet Sonntag

Gütiger Gott,
wie oft sehnen wir uns nach Ruhe. Einfach mal frei sein von all den Sorgen und Nöten des Alltags. Einfach mal frei sein von Aufgaben und Terminen.
Ganz bei uns selbst sein und bei denen, die wir lieben. Und uns dafür nicht entschuldigen müssen. Nicht auf die Uhr schauen, weil wir schon wieder auf dem Sprung sind.
Das wäre schön.
Aber dann kommt gleich wieder jemand, der etwas von uns will; etwas, das ganz wichtig ist und keinen Aufschub erlaubt.
Und wenn kein anderer uns stört, sind wir selbst unruhig und unsere größten Störenfriede.
Wie kann Leben gelingen, wenn wir nie zur Ruhe kommen, nie zu uns selbst finden – und zu Dir?
Darum bitten wir Dich:
Schenke uns ein ruhiges Herz, damit wir es aushalten, einmal nur bei uns selbst und unseren Nächsten zu sein – ohne große Taten, ohne große Worte; und erleben, wie gut das tut, niemandem etwas beweisen zu müssen.
Schenke auch den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik ein solch ruhiges Herz, damit sie achtsam sind und in unserem Zusammenleben bewahren, was man nicht herstellen kann und was in keiner Statistik auftaucht:
Freundschaft und Liebe, angstfreie Neugier und mutige Empathie, Hoffnung und Sehnsucht.
Gib ihnen die Klugheit, Zeiten und Räume zu schützen, in denen all dies reifen kann; in denen wachsen kann, was wir so nötig haben wie das tägliche Brot, weil wir sonst innerlich verhungern: Sonntage und Feiertage, Freizeit und absichtsloses Miteinander.
Gib uns die Gewissheit, dass wir die Zweifel und Fragen, die uns umtreiben, zulassen dürfen, ohne kleinmütig zu werden:
Ob wir weiter in Frieden leben werden? Ob unser Miteinander vor allem Streit sein wird und Kampf oder ob wir Wege finden, die uns zusammenführen, statt uns zu trennen?
Sei Du bei denen, die keine Hoffnung mehr haben für sich selbst. Die unter Lasten zerbrechen und keinen Ausweg sehen. Denen keiner zuhört und die keiner ansieht. Denen keiner etwas zutraut und von denen keiner etwas Gutes denkt.
Schenke uns Augen, die sie sehen. Schenke uns Ohren, die sie hören. Schenke uns ein Herz, das mit ihnen fühlt. Einen Verstand, der nicht nur rechnet, sondern Entscheidungen trifft, die dem Leben dienen, wie es wirklich ist.
Wir bitten Dich, lass wahr werden, wovon wir überzeugt sind: Du hast uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim 1, 7).
Amen

Quelle: Themenheft 2016 „Schutzgebiet Sonntag: Zeit ist unbezahlbar“ des Evang. Verbandes Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt, Hannover