„…wie der Vogel zum Fliegen“

Die Arbeit ist der Lebensbereich, in dem Erwerbstätige den Großteil ihrer wachen Lebenszeit verbringen. Ihre Bedeutung für die Menschen geht jedoch tiefer. Martin Luther formulierte es so: „Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen.“
Mit der Arbeit verbinden sich Hoffnungen und Sorgen. Sie kann Berufung sein, aber auch Mühsal. Der Mensch leidet an ihr, aber er braucht sie auch. Im Idealfall gibt sie ihm nicht nur eine Existenzgrundlage, sondern auch die Möglichkeit, seine von Gott gegebenen Talente und Gaben zu verwirklichen. Arbeit prägt auch das gesellschaftliche Miteinander. Sie schafft Integration und soziale Netzwerke, eröffnet den Zugang zu Sicherungssystemen, strukturiert Alltagsrhythmen und Lebenspläne. Sie ist wie ein „Geländer, an dem entlang das Leben der Menschen geordnet wurde“. (Ralf Dahrendorf)

Trends in der Arbeitswelt

Folgende Trends prägen die heutige Arbeitswelt in besonderem Maße:

  • Dienstleistungen ersetzen Industriearbeit.
  • Die Konkurrenz um die Arbeitsplätze wird internationaler.
  • Bildung gewinnt weiter an Bedeutung.
  • Die Arbeitswelt wird weiblicher.
  • Die Arbeitswelt wird älter.
  • Die Arbeitsbedingungen werden prekärer.
  • Die Zeitstruktur von Arbeit und Freizeit erodiert.

Neben der Frage, wie es auch im Zuge zunehmender Digitalisierung genügend Arbeit für alle geben kann, ist in den vergangenen Jahren immer drängender auch die Frage nach der Qualität und Sozialverträglichkeit der vorhandenen Arbeitsplätze getreten. Alle wünschen sich eine „Gute Arbeit“.

Sozialethische Aspekte

„Aus christlicher Sicht ist das Menschenrecht auf Arbeit unmittelbarer Ausdruck der Menschenwürde. Der Mensch ist für ein tätiges Leben geschaffen und erfährt dessen Sinnhaftigkeit im Austausch mit seinen Mitmenschen. Menschliche Arbeit ist nicht notwendigerweise Erwerbsarbeit. (…) Insbesondere muss das System der sozialen Sicherheit darauf eingestellt werden, dass der Anteil kontinuierlicher Erwerbsbiographien abnimmt und dass mit der Pluralisierung der Lebensstile immer mehr Menschen zwischen Phasen der ganztägigen Erwerbsarbeit, des Teilzeiterwerbs und der Haus- und Familienarbeit wechseln.“ (Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, hg. vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Hannover–Bonn 1997, Ziff. 152)
„Es müssen also Strukturen geschaffen werden, welche dem einzelnen die verantwortliche Teilnahme am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben erlauben. Dazu gehört neben den politischen Beteiligungsrechten Zugang zu Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die ein menschenwürdiges, mit der Bevölkerungsmehrheit vergleichbares Leben und eine effektive Mitarbeit am Gemeinwohl ermöglichen. Um sich beteiligen zu können und die Möglichkeit zu haben, in der öffentlichen Meinungsbildung gehört und verstanden zu werden, ist außerdem ein Bildungssystem notwendig, das neben beruflichen Fähigkeiten politisches Urteilsvermögen und die Fähigkeit zu politischem Engagement vermittelt.“ (ebd., Ziff. 113)

kda und „Arbeit“

Für uns als kda Bayern ist es wichtig, Nöte und Ausgrenzung in der Arbeitswelt wahrzunehmen, Hoffnung und Handlungsmöglichkeiten für Betroffene aufzuzeigen und ihnen beizustehen. Und immer wieder gilt es daran zu erinnern, dass Arbeit nicht losgelöst von der Würde des arbeitenden Menschen wie eine Ware gehandelt werden darf.

Wir bieten Ihnen verschiedene Seminare, Veranstaltungen, Aktionen und andere Formate rund um das Thema Arbeit:
Zeitarbeitertreffs, Mobbingberatung, Azubi-Förderkurse, Vorbereitung auf den Ruhestand, Fachtagungen zu jeweils aktuellen arbeitsweltlichen Themen, Allianzen für den freien Sonntag, Lobbyinitiativen für Hartz-IV-Empfänger, „Seitenwechsel“ für Führungskräfte, Arbeitnehmer*innen-Gottesdienste, Kreuzwege der Arbeit, Betriebsbezogene Aktivitäten: kontinuierliche Gespräch mit Betriebsrät*innen und Betriebsleitungen, Betriebsbesuche mit kirchlichen Gruppen, das seelsorgerliche und öffentliche Engagement bei Firmenkrisen und Entlassungswellen, Mediation, Betriebsrätefortbildungen, Sozialpraktika für Führungskräfte oder Arbeitsweltpraktika für Theolog*innen.

Seminarteilnehmer*innen des kda beim Betriebsbesuch.
Foto: Martin Plein