Vernetzung weltweit

Globalisierung ist menschengemacht

Globalisierung bezeichnet die zunehmende grenzüberschreitende Verflechtung des Handels mit Gütern und Dienstleistungen sowie damit zusammenhängender Bereiche. Globalisierung ist ein Prozess, der von Menschen initiiert und gesteuert wird. Sie ist daher bei entsprechendem politischen Willen jederzeit gestaltbar. Sie kann vorangetrieben, gebremst oder rückgängig gemacht werden. Globalisierung ist kein Naturgesetz oder historisch unabwendbares Phänomen.

Globalisierung nur ein neuer Begriff

Schon früh gab es grenzüberschreitende wirtschaftliche Verflechtungen und Handelsströme. Im Zeitalter des Absolutismus stand sogar der Handel und nicht die Produktion im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Geschehens. Der praktizierte Merkantilismus förderte den Export und beschränkte den Import. Freihandel bezeichnet in diesem Zusammenhang Handelsbeziehungen, die (weitestgehend) auf Import- und Exportzölle sowie andere Regulierungen, die den Import und Export beschränken, verzichten. Insofern ist Freihandel ein Idealtypus, der in der Realität nicht vorkommt, nicht einmal in der frühkapitalistischen Phase zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Insofern stellt Freihandel eine wirtschaftsliberale Form der Globalisierung dar.

1. Trendwende in der Globalisierung nach dem 2. Weltkrieg

Nach einer recht erfolgreichen Phase der Globalisierung im Rahmen des Bretton-Woods-Systems setzte Anfang der 1980er Jahre eine erste Trendwende ein. Ein starker Liberalisierungsschub erfasste die Globalisierung. Er war durch die vier Grundparadigmen „Liberalisierung, Deregulierung, Privatisierung und Freihandel“ gekennzeichnet. Zunächst trieben die Industrieländer diese Paradigmen multilateral über den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Welthandelsorganisation (WTO) voran. Später blieb die WTO als globales Forum bis heute ungenutzt. Bilaterale Abkommen nahmen zu, da die Industriestaaten ihre wirtschaftlichen Interessen nicht mehr multilateral durchsetzen konnten.

Damit einhergehende neue Dimension der Globalisierung

Die vier liberalen Grundparadigmen wirken sich bis heute nicht nur in den Ländern des Südens negativ aus. Auch in den Industrieländern haben sie zu erheblichen Veränderungen geführt. Der Druck auf die Arbeitsbedingungen, die Löhne, die Steuer- und Abgabensysteme und die sozialen Sicherungssysteme ist enorm gestiegen. In Deutschland sind die Löhne lange Zeit real nicht gestiegen, mit dem Hinweis auf die Unvermeidbarkeit der Globalisierung. Es entstand ein großer Niedriglohnsektor, und die Leistungen der Sozialversicherungen wurden gekürzt. Unternehmen, Besserverdienende und Reiche wurden steuerlich entlastet. Die Folge waren immer weniger öffentliche Investitionen. Es entstand ein Investitionsstau erheblichen Ausmaßes. Ziel dieser Politik war es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht zu gefährden, sondern zu stärken. Die Auswirkungen der Globalisierung bzw. die mit ihrer Hilfe begründeten und durchgesetzten politischen Maßnahmen haben die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen verändert. Sie sind der Grund dafür, dass sich der kda Bayern mit dem Thema Globalisierung auseinandersetzt.

2. Trendwende in der Globalisierung nach dem 2. Weltkrieg

Gegenwärtig erleben wir die zweite Trendwende. Sie ist geopolitischer Natur. Die USA wollen ihre Hegemonialstellung mit allen Mitteln verteidigen, während vor allem nicht-westliche Staaten eine multipolare Weltordnung anstreben. Dies führt zu neuen Blockkonfrontationen mit massiven Aufrüstungen, Handelsbeschränkungen bis hin zu Handelskriegen und damit zu massiven Veränderungen von Warenströmen und Wirtschaftsstrukturen. Gerade Exportnationen wie Deutschland sind davon in der Regel negativ betroffen. Was heißt das für die Zukunft? Vermutlich wird sich die Globalisierung im alten Stil innerhalb eines Blocks fortsetzen. Gleichzeitig wird der internationale Austausch und Handel zwischen den Blöcken zunehmend erschwert oder unmöglich. Dies wird Auswirkungen auf Unternehmen und Beschäftigte haben, aber auch den Sozialstaat weiter unter Druck setzen.

Sozialethische Aspekte

Am Ende des Konziliaren Prozesses bekräftigt die Ökumenische Weltversammlung 1990 in Seoul die untrennbare Zusammengehörigkeit von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Die drei Begriffe sind so untrennbar miteinander verwoben, dass sie sich gegenseitig definieren, qualifizieren und bemessen. Nur was zugleich dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung dient, kann gerecht sein. Wahren Frieden gibt es nur, wenn Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung geschaffen und diese bewahrt wird. Der Bewahrung der Schöpfung schließlich dient nur, was zugleich Gerechtigkeit und Frieden schafft. Im gleichberechtigten Zusammenwirken dieser drei Komponenten entsteht Lebensdienlichkeit. Sie ist der Maßstab, an dem sich Globalisierung messen lassen muss. Das Zusammenspiel der drei Komponenten hat sowohl ein statisches als auch ein dynamisches Element. Die Dynamik wird im Kleeblattknoten anschaulich dargestellt: Aus Gerechtigkeit wird Bewahrung der Schöpfung, aus Bewahrung der Schöpfung wird Frieden und aus Frieden wird Gerechtigkeit und umgekehrt. Die Statik wird im Bild der drei Säulen deutlich.

kda und „Globalisierung“

Der kda Bayern setzt sich für eine gerechte und lebensdienliche Globalisierung ein. Alle politischen Maßnahmen sind daraufhin zu überprüfen, ob sie zugleich der Gerechtigkeit, dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung dienen.

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