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Foto: Pixelshot / Canva

Angebot für Menschen aus der Leiharbeitsbranche

Jeweils am 1. Montag im Monat lädt der kda in München zu einem offenen Treff von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus der Leiharbeitsbranche ein. Bei den Zeitarbeitstreffen finden Betroffene und Interessierte die Möglichkeit, sich in einem offenen Gesprächskreis auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu berichten. Sie erhalten Informationen zu aktuellen Themen der Zeitarbeit.

Besondere Herausforderungen

Leiharbeiter*innen (= Zeitarbeiter*innen) sind mit ganz besonderen Problemen belastet und erfahren wenig Unterstützung. Oft sind sie isoliert und werden bei ihren „Kollegen“ in der Stammbelegschaft der Entleihfirma nicht integriert, deren Betriebsrat fühlt sich meist nicht für die Leiharbeitskräfte zuständig. Sowohl wechselnde Einsatzorte als auch immer wieder neue Einarbeitung in andere Tätigkeiten in relativ kurzen Zeitabständen prägen ihren Arbeitsalltag. Betriebliche Fortbildung ist meist ein Fremdwort.

Erfahrungsaustausch und Stärkung

Wenn Betroffene von Zeitarbeit leben und reden, müssen wir auch etwas darüber wissen. Deshalb bieten wir Ihnen:

  • Infos über Tarifabschlüsse
  • Tipps für Handlungsmöglichkeiten
  • Probleme aus dem Arbeitsvertrag und dem beruflichen Alltag, z.B. Lohnbestandteile, Lohn bei Nichteinsatz, Zeitkonten
  • Chance auf Übernahme in die Entleihfirma?
  • Erfahrungsaustausch und gegenseitige Beratung

Durch bessere Informationen können Sie ihre eigenen Rechte besser durchsetzen und sich besser wehren.

Wenn Sie die aktuellen Einladungen mit den Themen der Treffen per Mail erhalten wollen, senden Sie eine Email an zeitarbeitstreff@email.de.

Biblisch-sozialethischer Bezug

Leiharbeit wird von manchen auch als „moderner Sklavenhandel“ bezeichnet. In biblischer Darstellung entspricht Leiharbeit damit dem Status von Sklaven oder Tagelöhnern. In der Bibel wird die Arbeit dieser Menschen als schlechter und belastender Zustand gesehen.

So heißt es zum Beispiel im Buch Hiob (Hiob 7,1-4):
Muß nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden, und sind seine Tage nicht wie eines Tagelöhners? Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner, daß seine Arbeit aus sei, also habe ich wohl ganze Monden vergeblich gearbeitet, und elender Nächte sind mir viel geworden. Wenn ich mich legte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Und der Abend ward mir lang; ich wälzte mich und wurde des satt bis zur Dämmerung.

Das biblische Gebot des Sabbatjahr und Erlassjahr beinhaltet auch die Freilassung von Sklaven (3 Mose 25, 53-55):
Als Tagelöhner soll er von Jahr zu Jahr bei ihm sein, und sollst nicht lassen mit Strenge über ihn herrschen vor deinen Augen. Wird er aber auf diese Weise sich nicht lösen, so soll er im Halljahr frei ausgehen und seine Kinder mit ihm. Denn die Kinder Israel sind meine Knechte, die ich aus Ägyptenland geführt habe. Ich bin der HERR, euer Gott.

Und an anderer Stelle (5 Mose 15, 12-15) heißt es:
Wenn sich dein Bruder, ein Hebräer oder eine Hebräerin, dir verkauft, so soll er dir sechs Jahre dienen; im siebenten Jahr sollst du ihn frei losgeben. Und wenn du ihn frei losgibst, sollst du ihn nicht leer von dir gehen lassen, sondern sollst ihm auflegen von deinen Schafen, von deiner Tenne von deiner Kelter, daß du gebest von dem, das dir der HERR, dein Gott, gesegnet hat. Und gedenke, daß du auch Knecht warst in Ägyptenland und der HERR, dein Gott, dich erlöst hat; darum gebiete ich dir solches heute.

Der kda sieht seinen Auftrag darin, sich für Verbesserungen in der Leiharbeit einzusetzen und Leiharbeitnehmer*innen zu unterstützen. Er setzt sich dafür ein, Leiharbeit zu beschränken, wie dies vor der Liberalisierung der Leiharbeit 2003 schon der Fall war. Damals diente die Leiharbeit zur Abdeckung von Produktionsspitzen oder als vorübergehender Ersatz während Krankheit und die Arbeitsverträge der Leiharbeiter*innen durften nicht auf den Einsatz befristet werden (Synchronisationsverbot). Heute sind Leiharbeiter*innen oft über Jahre in der gleichen Firma, dienen zur Einschüchterung der Stammbelegschaft und werden schlechter bezahlt. Diese Schlechterbehandlung von Arbeitnehmenden und die Ausbreitung von prekären Arbeitsverhältnissen entsprechen nicht der Würde des Menschen und dem christlichen Wert menschlicher Arbeit.