Alterssicherung als gesellschaftspolitische Herausforderung
Die gesetzliche Rente als Generationenvertrag unserer Gesellschaft gibt es seit rund 130 Jahren. 56 Millionen Renten-Versicherte bezahlen heute 21 Millionen Renten und erwerben damit selbst Rentenansprüche.
Rentenniveau sinkt
Trotzdem ist die Rente in Deutschland immer wieder in der Diskussion. So hat etwa die Armut im Alter zugenommen, gerade bei Frauen. Die letzten Rentenreformen lassen das Rentenniveau durch Anpassungs-Faktoren immer weiter von heute 48 auf 43 Prozent im Jahr 2030 sinken. Das bedeutet: Rentenbeträge werden im Verhältnis zur Preis- und Lohnsteigerung im Laufe der Zeit immer niedriger und Neurentner*innen starten mit durchschnittlich immer kleineren Rentenbeträgen in die Altersruhe.
Niedrige Löhne – Niedrige Renten
Das hat verschiedene Ursachen. Entscheidend sind der Versicherungsverlauf und die Höhe der entrichteten Beiträge. Menschen mit Erwerbsunterbrechungen und niedriger Entlohnung haben da schlechte Karten, denn sie können nicht genügend Rentenpunkte sammeln. Sie entsprechen nicht dem „Modell-Eck-Rentner“, der 45 Jahre Durchschnittslohn bezieht. Selbst eine Arbeit zum Mindestlohn von jetzt 12 € sichert keine armutsfeste Rente im Alter.
Auch Frauen sind im Rentensystem benachteiligt. Zum einen leisten sie den überwiegenden Teil der unbezahlten Erziehungs-, Pflege- und Hausarbeit. Zum anderen verdienen sie im Durchschnitt 22 Prozent weniger als Männer. Bei den Renten liegt der Unterschied sogar bei 53 Prozent. Dies ist unrühmlicher Spitzenplatz unter den OECD Staaten.
Sozialethische Aspekte
Im vierten Gebot heißt es: “Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Dieses biblische Gebot erinnert daran, das sich keiner sich selbst verdankt, sondern auf den Schultern vorhergehender Generationen steht. Eine Gesellschaft, die Armut im Alter hinnimmt, muss sich fragen lassen, ob sie diesem Gebot entspricht.
Aus Sicht des kda geht es beim Thema Rente um die Frage der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit in der Verteilung lebensnotwendiger Ressourcen ist die Voraussetzung für sozialen Frieden. Unsere Hoffnung auf eine gerechte Gesellschaftsordnung hat biblische Wurzeln: “Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein.” (Jesaja 32,17) Eine gerechtere Verteilung von Einkommen – und damit von Rentenansprüchen – soll deshalb Ziel für eine Neuregelung zur Absicherung des Alters sein.
Die jüdisch-christliche Tradition lehrt uns ferner den Respekt vor dem Alter. Damit ist eine ethische Haltung angesprochen, die es in der aktuellen Rentendebatte nun konkret zu bewähren gilt: “Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.” (2. Mose 19,32) Diese wertschätzende Haltung würdigt die Lebensleistung von Menschen, die eben nicht nur mit Erwerbsarbeit gleichzusetzen ist, sondern auch alle Formen von Arbeit für die Gesellschaft wie Pflege, Erziehung und Ehrenamt einbezieht.
kda und “Rente”
Damit es in Zukunft eine Rente ohne Armut in Deutschland gibt, muss sich das System den veränderten Bedingungen am Arbeitsmarkt anpassen. Wir machen Vorschläge, wie das geschehen kann.
Punkt für Punkt zu einer Rente ohne Armut:
- Rente mit Niveau!
Rentenniveau auf mindestens 50 Prozent anheben. - Der Mindestlohn von 12 Euro ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Guter Lohn bringt gute Rente. - Niedrige Einkommen aufwerten!
Niedrige Einkommen und Zeiten von Arbeitslosigkeit in der Rentenversicherung besser aufwerten. - Mehr Punkte für Sorgearbeit!
Mehr Rentenpunkte für private und berufliche Pflege- und Erziehungsarbeit. - Selbständige versichern!
Solo-Selbständige ins Rentensystem integrieren.
Darüber hinaus beschäftigt sich der kda Bayern aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema Rente. So bieten wir nicht nur wissenschaftliche Expertise im Rahmen von Publikationen oder Vorträgen.
Im Rahmen des Equal Pay Day 2018 entstanden verschiedene Materialien, die insbesondere die Rente von Frauen in den Mittelpunkt stellen.
Unser Schwerpunkt „Alter Rente Arbeit“ nähert sich dem Phänomen der wachsenden Zahl erwerbstätig Rentner*innen.
Mit dem Seminar “Ruhestand im Blick” nähern wir uns dem Thema ganz individuell.