„Bäume haben Wurzeln, Menschen haben Füße“

Kürzlich sah ich einen Film mit Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe. In diesem in Deutschland spielenden Film entwickelte sich ungefähr folgender Dialog:
Frau, weiß, mitteleuropäisch, fragt ihren Kollegen, schwarz:
„Woher kommst Du?“
„Aus Hamburg, warum?“
„Ich meine…Deine Vorfahren?“
„Mein Vater kommt aus Nigeria.“
„Und – fährst Du da ab und zu hin?“
„Nein.“
„Ist Dir das nicht wichtig? Deine Wurzeln und so?“
„Bäume haben Wurzeln, Menschen haben Füße“.

Was für ein Statement, was für eine Abfuhr an sämtliche „Heimat-Klischees“!
Heimat hat ja manchmal auch so eine ungemütliche Dimension, indem das Naheliegende, das Vertraute, das „Verwurzelte“ immer wieder auf einmal nicht mehr passt. Erst sind es Risse, dann sichtbare Auf-Brüche und Veränderungen bahnen sich an.
Und dann bewegt sich was, Heimat verändert sich, weil die Zeitläufe es erfordern, weil Menschen kommen oder gehen, oder weil ich selbst mich auf den Weg mache.
Das kann geographisch sein, das kann aber auch in meiner Person oder meinem Umfeld liegen: neue Lebensumstände, eine neue Stelle oder sonstige Anforderungen, die mein Leben verändern.
Da ändert sich auch die Sicht auf Heimat. Meine Wurzeln, die mich bisher gehalten haben, sind dann noch da, aber vielleicht nicht mehr so wichtig, neue Wurzeln werden wachsen. Füße, die mich zu neuen Orten führen, wo sich mir wahrscheinlich neue Perspektiven eröffnen.
Schon die Bibel ist voller Geschichten sowohl vom Verharren im „Land der Väter“ (Wurzeln) als auch von Menschen, die gekommen oder gegangen sind, flüchten mussten, andere ins Ungewisse begleitet haben oder missionarisch unterwegs waren (Füße).
Und immer haben die Menschen gewusst, dass Gott sie begleiten wird, dass eine Heimat ganz sicher da ist.
In Psalm 139,9-10 heißt es:
„Nähme ich die Flügel des Morgenrotes
Und ließe mich nieder am äußersten Rand des Meeres,
auch dort würde deine Hand mich leiten
und deine Rechte mich festhalten.“

„…Menschen haben Füße“. Das eröffnet Freiheiten, die wir uns zutrauen können.

Dorothea Kroll-Günzel

Bild: Canva

 

Gerechtigkeit, Kirche, Migration

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