Die Feiertage zu Weihnachten und zu Neujahr sind noch nicht lange her. Aber die Erinnerung daran ist noch wach. Wie schön, spontan bei der Freundin vorbeizufahren und zu wissen: Es ist Feiertag und sie ist wahrscheinlich zu Hause.
Dann habe ich das Gefühl, es gibt Zeiten und Orte, die zeitlos und ungeplant wertvoll sind. Sie können die knittrigen Falten der Woche glattbügeln. Sie sind ganz anders als der manchmal ziemlich anstrengende Arbeitsalltag.
So ähnlich ist es ja auch mit dem Sonntag und dem biblischen Sabbat, der unseren Glaubens- und Lebenszyklus zusammenhält. Der Sabbat erinnert uns daran, dass wir frei sind, dass wir uns befreien dürfen und der Sonntag ein gelebtes Zeichen dafür setzt.
Wir brauchen Zeit, um achtsam miteinander umzugehen, Zeit für die Kinder und Zeit für die Oma im Pflegeheim. Zeit, das Leben zu teilen, zu feiern, zu spielen, zu staunen und zu diskutieren. Zeit, den Himmel miteinander zu teilen.
All diese Momente passieren im Alltag selten oder nur, wenn sich extra ein Termin dafür finden lässt. Meist aber muss der Blick auf den Achtsamkeitskalender 2024 auf meinem Schreibtisch reichen.
Vielleicht werden wir eines Tages merken, dass wir mit dem weitgehend arbeitsfreien Sonntag ein Biotop, einen unersetzlichen Lebensraum plattgemacht haben. Und das ohne Not, für nichts und wieder nichts. Denn am Ende, wenn alle sonntags kaufen und arbeiten, wird ja keiner mehr einen Wettbewerbsvorteil haben. Wir werden alle ärmer sein – trotz aller Einkaufsmöglichkeiten.
Der Sabbat ist für den Menschen da, und der Mensch nicht für den Sabbat. Aber auch die Wirtschaft ist für den Menschen da, und nicht der Mensch für die Wirtschaft und das Geld.
Lasst euch sagen: Auch vor vollen Regalen kann man innerlich verhungern.
Wir dürfen uns befreien mit oder ohne Achtsamkeitskalender – Immer wieder sonntags!
Nina Golf, Wissenschaftliche Referentin im kda Bayern
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