„Das Politische an der Spiritualität – das Spirituelle an der Politik“

NÜRNBERG. Zu Ehren des langjährigen Leiters des kda Bayern, Dr. Johannes Rehm, fand am vergangenen Freitag in der Nürnberger St Jobst-Gemeinde ein Symposion unter dem Titel „Das Politische an der Spiritualität – das Spirituelle an der Politik“ statt. Die im Titel beschriebene Verknüpfung zeichne Rehms theologisches Denken und berufliches Wirken aus, so Peter Lysy, der als Nachfolger Rehms den kda Bayern seit Oktober leitet. Lysy hatte mit der Präsidentin des Diakonischen Werks und ehemaligen stellvertretenden Leiterin des kda Bayern, Dr. Sabine Weingärtner, zum Symposion eingeladen.

Beide zeichneten Rehms Werdegang nach und wiesen insbesondere auf sein sozialpolitisches, ökumenisches und kirchenpolitisches Engagement hin, unter anderem als Sprecher der Kirchlichen Dienste und Einrichtungen und als Mitglied der Landessynode. Die Verbindung von Spiritualität und Politik spiegelt sich auch in der Festschrift mit dem Titel „Wort und Welt“ wider, die Rehm im Rahmen des Symposions überreicht wurde.

Sigrid Reihs, ehemalige kda-Pfarrerin in Westfalen und aktuelle SPD-Kreistagsabgeordnete in Unna, und Professor Dr. Manfred Pirner, Professor für Theologie an der FAU Erlangen, hielten die Festvorträge.

Reihs beleuchtete am Lebensweg des ehemaligen UN-Generalsekretärs Dag Hammerskjöld die Frage, wie die spirituelle Dimension im politischen Handeln zum Tragen kommt. Politik als Dienst, nicht als Streben nach Macht zu begreifen, seine Pflicht zu tun, unabhängig davon, welche Mühe, welches Leiden und welches Glück es bringt, und das Mitleiden und auch das Klagen über Uneingelöstes als Teil der politischen Praxis zu sehen, beschrieb sie als Quintessenz ihres Nachdenkens. Pirner betrachtete die Fragestellung aus Sicht einer öffentlichen Theologie. Es bestünde heute, wo „sich ein Konsens über ein allgemeines Interesse an spirituellen Dimensionen des Menschseins und unserer Gesellschaft“ herauszukristallisieren scheint, eine Chance für Religionen, „gerade ihren jeweiligen „spirituellen Kern“, ihre jeweiligen Sichtweisen von der „geistlichen Dimension des Menschen“ in die gesellschaftliche und politische Öffentlichkeit einbringen – und nicht nur ihre im engeren Sinn ethischen Perspektiven.“

Im Podium am Nachmittag teilten Alexandra Hiersemann, MdL a.D., Gudrun Nolte, Vorsitzende des Verbandes Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt, und Professor Dr. Hans G. Ulrich, Emeritus der Sozialethik an der FAU Erlangen, ihre Zugänge zum Thema. Einig waren sie sich, dass eine christliche Existenz eine politische Existenz ist. Ulrich erinnerte dabei an Martin Luther, der davon sprach, „dass Gott die Herzen regiert durch sein Wort.“ Dieses Regieren Gottes wirke so, dass Menschen ein neues, ein anderes Denken entwickeln, das kritische Kraft entwickle und zu gemeinsamem Handeln finde aus einer Weisheit, die die Welt versteht, in der wir uns zusammen vorfinden.

 Bild: Dr. Johannes  Rehm im Sommer 2023, kda Bayern

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