Liebe im Portfolio

Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.

Kolosser 3,14

Frau Nguyen ist seit 40 Jahren eine erfolgreiche Friseurmeisterin. Sie hat einen Stamm von langjährigen, treuen, engagierten Mitarbeiterinnen und liebt ihre „Arbeitsfamilie“. Ich habe Frau Nguyen oft in ihrem Laden besucht und konnte dieses familiäre arbeiten erleben. Du kommst in diesen warm gestalteten Salon und spürst sofort: hohe Konzentration, aufmerksame Kommunikation, umsichtiges Schaffen und gegenseitige Hilfe.

Frau Nguyen ist dabei Vorbild. Sie ist sehr aufmerksam gegenüber Kund*innen und Mitarbeiterinnen. Ich nehme es als fürsorgliche Anteilnahme wahr, die direkt aus dem Herzen kommt. Das fühlt sich echt an. Aber es gibt im Salon auch klare Ansagen. Sie fördert und fordert. Ihren Azubis mutet sie zu, schnell zu lernen. Das verlangt hohe Konzentration, Aufmerksamkeit und Mut, aber auch Vertrauen zum Nachfragen und auch einmal nach Hilfe zu rufen.

Zwischen Frau Nguyen und ihrer Arbeitsfamilie gibt es ein kontinuierliches Geben und Nehmen. Als Kunde spüre ich das, wenn ich im Salon bin, und es macht mich ruhig, zuversichtlich. Hier entsteht so etwas wie Harmonie. Überhaupt ist Harmonie für Frau Nguyen sehr wichtig. Einmal pro Woche kommt die Arbeitsfamilie zu einem gemeinsamen Arbeitsfrühstück zusammen. Sie sagt, das bringt Harmonie in den Salon.

In der heutigen Arbeitswelt wird viel über Leistung, Ergebnisorientierung, Performance und Kundenorientierung gesprochen.

Bei Frau Nguyen gehört Liebe zum Portfolio.

Ich nenne das ‚Tough Spirit‘. Ich umschreibe das mit „Soft on People – Hard on Facts“. Oder ich sage dazu: Verbindung und Verbindlichkeit. So etwas ist für mich göttlich, nachhaltig, zukunftstauglich, ja fast zärtlich und eher feminin. Ich finde, wir brauchen mehr davon; mehr feminines Wirtschaften.

Frau Nguyen und ihre Arbeitsfamilie sind für mich zärtlicher Kapitalismus. Der bringt auch Leistung, generiert Exzellenz und schafft Innovation.

TOUGH SPIRIT! So macht Handwerk SINN.

Martin Schäfer, Referat Wirtschaft – Arbeit – Soziales der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck
martin.schaefer@ekkw.de

Bild: Domenik von Lösch

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