Nistkasten für Sorgen

Auf meinem Schreibtisch steht ein Aufstellbuch mit Sprüchen von Martin Luther. Ab und zu blättere ich darin und suche mir einen Spruch aus, der mich gerade anspricht. In der ersten Arbeitswoche des neuen Jahres haben mich folgende Sätze besonders angesprochen:

„Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Kopf fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.“

Warum haben mich diese Worte angesprochen? Vielleicht, weil ich sie tatsächlich fliegen sehe, diese Vögel, und weil ich spüre, wie sie mal näher, mal weiter um mich kreisen. Wenn wir uns in diesen Tagen ein gutes neues Jahr wünschen, hören wir auch den Flügelschlag der Vögel, die Luther beschreibt. Sorgen und Kummer begegnen uns beim Blick auf das politische Weltgeschehen, auf das Klima, auf die sozialen Spannungen in unserem Land, am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld.

Aber ein Nistkasten für Sorgen und Kummer möchte ich nicht sein. Wie kann ich jedoch verhindern, dass sich Sorgen und Kummer bei mir einnisten und von mir Besitz ergreifen?

Eine mögliche Antwort finde ich in einem Bibelwort, in dem Jesus sagt: „Alle eure Sorgen werft auf mich, ich sorge für euch.“

Sorgen und Kummer sind da, sie sind real, sie müssen ernst genommen und dürfen nicht ignoriert werden. Aber ich muss ihnen keine Macht über mich geben. Wenn ich weiß, dass es jemanden gibt, an den ich sie abgeben kann, bin ich ihnen nicht ausgeliefert. Ich muss nicht wie eine Vogelscheuche herumflattern und muss auch nicht weglaufen, damit die Sorgen sich nicht einnisten. Ich darf mir Hilfe holen und sie in die Hände dessen legen, der mir versprochen hat, dass er sich um mich sorgt.

Roland Hacker, kda-Bayern

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