„Noch kein Forum war so persönlich“

ROTHENBURG OB DER TAUBER. „Mit einem guten inneren Bild arbeiten wir besser,“ sagt Pater Anselm Grün und fasst damit zusammen, was es für ihn heißt, im Arbeitsalltag motiviert zu bleiben und nicht auszubrennen. Auf dem Forum „Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt“ hielt er den Hauptvortrag zum Thema „Bete und arbeite. Spiritualität in der Arbeitswelt“ am vergangenen Wochenende in der Tagungsstätte Wildbad Rothenburg.

Arbeit als Hingabe – geheiligter Alltag

„Burn-out heißt, aus trüben Quellen schöpfen.“, so Grün weiter. Unsere christliche Spiritualität kann uns zu einer starken inneren Quelle werden, die sich nicht nur auf das Private, sondern auch auf unseren Arbeitsalltag auswirkt. „Arbeitszeit ist Lebenszeit und damit auch Zeit der Gottesbegegnung, von Gott gesegnete Zeit, Zeit des Christseins. Arbeit hat eine andere Qualität, wenn sie als Hingabe gelebt wird“, beschreibt der Benediktinerpater und erzählt mit eindrücklichen Beispielen, wie unsere Arbeit beeinflusst wird von der inneren geistlichen Haltung, der Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen.

Wie wichtig die Gemeinschaft und vor allem das gemeinsame Gebet sind, erlebt regelmäßig auch Hans-Christian Orlamünder, der bei der Audi AG beschäftigt ist, aber zusätzlich ehrenamtlich dem Netzwerk „Christen bei Audi“ vorsteht. In der Mittagspause kommt er mit anderen Christinnen und Christen zusammen. Sie besprechen ihre Anliegen, Sorgen und Probleme im Arbeitsalltag und bringen sie im gemeinsamen Gebet vor Gott.

„Wir haben gemerkt, dass das alltägliche Gebet freier und dankbarer macht. Dadurch wird mein Alltag geheiligt und wertvoll“, sagt Orlamünder und beschreibt das große Potential, wenn „Christinnen und Christen ihren Glauben nicht am Werkstor abgeben“. Seit der Gründung seines Gebetskreises in Ingolstadt haben sich schon weitere Standorte angeschlossen. Sie stehen im Austausch mit anderen Gebetskreisen in der ganzen Automobilbranche und freuen sich über das wachsende Interesse sowohl der Mitarbeitenden als auch des Vorstands und Betriebsrats an dieser ihrer besonderen Art, den Sorgen und Nöte der Arbeit zu begegnen. „Mein Tagwerk ist mir viel zu wertvoll, als dass ich es ohne Gott tue“, fasst Orlamünder zusammen.

Rituale und Kraftquellen

Das Forum war geprägt von sehr persönlichen Erfahrungsberichten und Austauschrunden. Den Teilnehmenden aus den Bereichen von Kirche und Wirtschaft einschließlich des Handwerks eröffneten sich mannigfache Wege der Spiritualität in der Arbeitswelt. „Arbeit ist zweifelsohne für die Mehrheit der Mitmenschen ihre Form des Broterwerbs und bildet die Grundlage für ein auskömmliches Leben. Aber das ist noch lange nicht alles“, betonte Prof. Dr. Johannes Rehm, Leiter des kda Bayern und machte damit die Aktualität des diesjährigen Themas bewusst.

Die Oberin der Diakoneo Gemeinschaft Neuendettelsau Pfarrerin Susanne Munzert berichtete: „Wir diskutieren bei Diakoneo offen, was Spiritualität in einem diakonischen Konzern bedeutet, und fragen uns, welche Erwartungen die Menschen haben, damit sie Zugänge zu ihren persönlichen Kraftquellen bekommen.“

Dem Leiter der Tagungsstätte Wildbad Rothenburg Pfarrer Dr. Wolfgang Schuhmacher ist es wichtig, dass er in seinem Tagungshaus einen Rahmen schafft, in dem Menschen Spiritualität im Alltag leben können: „Praxis braucht Rituale. Ich brauche eine Praxis, die mir hilft den Alltag zu bewältigen.“

Den Teilnehmenden der Tagung wurde in einer Abendandacht und einem Gottesdienst viel Zeit zu persönlicher Ruhe und Einkehr gegeben, so dass Dr. Johannes Rehm abschließend feststellen konnte: „Noch kein Forum war so persönlich und mit so viel geistlichem Tiefgang wie dieses.“

Fotos: kda Bayern / Roland Hacker

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