Die schönste Taxifahrt überhaupt

Gestern Abend hatte ich die schönste Taxifahrt überhaupt. Es war spät geworden und ich hatte keine Lust auf U-Bahn, also Taxi, man gönnt sich ja sonst nix. Ich mache die Tür auf und zu meiner Überraschung schmettert mir laut und mit Schmackes klassische Musik entgegen. Mozart, wie cool, also das hatte ich noch nie, Klassik in einem Taxi.

Der Fahrer greift ans Radio und will es leiser stellen. „Nee, bitte lass das so, ich mag das.“ „Spielst du auch ein Instrument?“ fragt mich der Taxifahrer. „Na klar, Blockflöte und Tuba.“ Plötzlich fährt der Mozartmann rechts ran. Oha, denke ich, die Tuba war wahrscheinlich zu viel für ihn und ich muss leider zu Fuß weiter. Aber er zieht nur unter seinem Sitz eine Querflöte hervor. „Die spiele ich“, sagt er, und wir fahren weiter, wir unterhalten uns weiter.

Mein Taxifahrer kommt aus Kurdistan im Nordirak. Er und ein paar Kumpels spielen zusammen regelmäßig ihre Musik aus der Heimat. In meinem Kopf spielen sich schöne Szenen ab, von Musik und Wein bis Mitternacht. Alle singen die alten Lieder, halb glücklich und halb traurig.

Ich muss ein bisschen schlucken, ein neues Stück beginnt im Radio, wir lauschen der Melodie, beide nur für uns und doch zusammen und fahren durch die Nacht. Am Ziel gibt es ein ordentliches Trinkgeld für die schönste Taxifahrt überhaupt.

„Halt, warte mal“, der Mann zieht seine Flöte unterm Sitz hervor und spielt mir einfach so noch ein Ständchen.

Christian Dittmar, stellvertretender Leiter kda Bayern

Foto: via Pixaby

Geistliches

Meldungsarchiv

Vorheriger Beitrag
New Work ist kein Konzept für Privilegierte
Nächster Beitrag
„Es geht um meinen Stolz und meine Würde.“ – Interview mit Betriebsrätin Neli Birks, die um ihre Wiedereinstellung kämpft

Ähnliche Beiträge