Dumme Idee

Schon mal in einer Teamsitzung einen Vorschlag eingebracht, der – sagen wir höflich – verwunderte Blicke erntete?
Wie ich, mit Vorschlägen wie T-Shirts mit der Aufschrift „Arbeit ist scheiße!“ zu verkaufen oder die große Kaffeekanne vom Flur mal in die Küche zu stellen? Letztere wurde in der Coronakrise wenigstens mal getestet, Erstere schaffte es nicht mal über das Brainstorming hinaus. Vielleicht zu Recht. Man wird es nie erfahren.

Manch „dumme“ Ideen können aber aufblühen: Rollen unter Brettern, Computer in Telefonen, überhaupt Rechenmaschinen in jedem Haus.
Oder, noch wesentlich dümmer, die „Million Dollar Website“. Ein Student aus England wollte sich im Jahr 2005 auf einfache Art das Studium finanzieren und schaltete eine Website aus 1000×1000 Pixeln. Diese Pixel wollte er für einen Dollar pro Stück verkaufen. Und nun? Die abgrundtief hässliche Seite existiert noch heute, hat den Gründer aber innerhalb von fünf Monaten um 1.037.100 Dollar reicher gemacht und ist im Prinzip ein Stück Internetgeschichte. Sogar den TÜV findet man dort.
Geld allein macht nicht glücklich, weiß man ja. Doch es gibt auch Torheiten, die einfach nur ein bisschen glücklich machen. Folgen Sie mal dem Beispiel der Schotten und frittieren Sie einen Marsriegel. Dumm vielleicht, aber pure Freude.
Oft sagt unser Verstand „so ein Quatsch“. Weil es unseren Ansprüchen an unsere Seriosität nicht genügt, weil wir uns zu gut dafür halten. Das kann doch nicht sein, das darf doch nicht sein. Wie viele bahnbrechende Ideen wurden so schon in Meetings gekillt?

Und wenn schon die Vorstellung einen Schokokaramellriegel in Backteig zu hüllen und zu frittieren so dumm erscheint, wie abwegig ist dann die Vorstellung, dass uns Gott so sehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn am Kreuz opfert? „Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?“, schreibt Paulus.
Es gibt zwei Möglichkeiten eine „dumme Idee“ zur Blüte zu bringen: Entweder man kann sie alleine, ohne Miesmacher und schlaue Leute in die Realität umsetzen. Oder man hat ein Team um sich, dann braucht es ein bisschen Aufwand, andere mitzunehmen. Man sollte spüren können, dass es um mehr geht als sicheren Erfolg und auch Misserfolge gemeinsam getragen werden. Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung sind keine messbaren Kennzahlen, können uns aber tragen und weiter bringen als schlaue Pläne. Unter diesen Bedingungen kann man auch sagen: „Traut euch mal zu spinnen und her mit dem frittierten Riegel!“

Martin Deinzer, kda Nürnberg

(Foto: Skynesher/ Canva.com)

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