MEMMINGERBERG. Der Internet-Konzern Amazon plant ein Verteilzentrum in Memmingerberg. Das US-Unternehmen mischt in vielen Bereichen mit und geht dabei in den seltensten Fällen mit gutem Beispiel voran. Deshalb ist das Bauvorhaben im Unterallgäu nicht unumstritten. Nun haben sich unterschiedliche gesellschaftliche Akteuren zu einer Allianz zusammengeschlossen, darunter auch der kda Bayern. Das Bündnis will auf die Konseqzenzen hinweisen, die die Ansiedelung eines Unternehmens wie Amazon bringen wird und fordert einen definierten Handlungsrahmen für den Konzern.
Kein Grund zum Jubeln
Die Berichterstattung über das geplante Verteilzentrum des US-Konzern Amazon in Memmingerberg, sowie die damit einhergehenden Bauvorhaben mögen für Außenstehende fast wie ein wirtschaftliches Wunder klingen: Neue Arbeitsplätze, mehr Raum für Parken, ein Verteilzentrum, das unsere bestellten Waren bald noch schneller vor die Haustüre liefert. Denkt man das Projekt nun aber bis zum Ende, hat man schnell keinen Grund mehr zum Jubeln.
Massive Erhöhung des Verkehrsaufkommens
Beim Bau eines Verteilzentrums spielt für Amazon die direkte Anbindung an die A96 und die A7 bei Memmingen eine große Rolle. Laut Amazon sind mehrere hundert Touren im normalen Betrieb am Tag geplant. Die Lieferfahrzeuge sollen in kleinen Wellen eintreffen, in Gruppen abgefertigt und auf die Straßen geschickt werden. Zu beachten ist hierbei auch, dass Amazon in der Regel nicht nur mit seinen eigenen Fahrzeugen unterwegs ist. Durch das Heranziehen mehrerer Subunternehmen und privater Fahrer*innen durch Amazon Flex wird ein Vielfaches der Fahrzeugmenge auf den Straßen unterwegs sein. Bei diesem Vorhaben ist mit einer massiven Erhöhung des Verkehrsaufkommens zu rechnen. Dabei werden nicht nur die Autobahnen von den LKW und PKW stärker frequentiert, sondern auch die Zufahrtsstraßen.
Weiterer Druck auf den Wohnungsmarkt
Wer die Entwicklungen der Wohnungssituation im Raum Memmingen verfolgt, weiß, dass der Raum Memmingen längst zum Speckgürtel Münchens zählt und die Mieten dahingehend steigen. Ebenso kämpfen die Kommunen bei uns mit akutem Wohnungsmangel. Wie Erfahrungen aus anderen Standorten von Amazon Zentren zeigen, arbeitet das Unternehmen und deren Subunternehmen mit einem geringen Teil ortsansässiger Arbeitnehmer*Innen. Der größte Teil der Beschäftigten wird „billig“ aus Nachbarländern wie z.B. Polen, Rumänien oder Litauen rekrutiert. Diese Arbeitskräfte müssen dann auch irgendwo untergebracht werden. In der Folge wird nicht der hiesige Arbeitslosenmarkt entlastet, sondern der Wohnungsmarkt nur weiter unter Druck gesetzt.
“Aktionsgruppe Amazon” fordert Handlungsrahmen
Deshalb haben sich nun Organisationen aus unterschiedlichen, gesellschaftlichen Bereichen zusammen geschlossen um gemeinsam auf die Konsequenzen hinzuweisen, die die Ansiedelung eines Unternehmens wie Amazon bringen wird. Die Allianz besteht aus der Gewerkschaft Ver.di, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evang.- Luth. Kirche in Bayern, der Betriebsseelsorge in der Diözese Augsburg, dem Bund Naturschutz in Bayern, der Partei Bündnis90/Die Grünen in Memmingen, sowie der Bürgerinitiative Bürger gegen Fluglärm.
Dem Bündnis ist es wichtig zu zeigen, dass Konzerne wie Amazon wesentliche Teile unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft und unserer Natur zerstören könnten, sollte ihnen kein konsequenter Rahmen gegeben werden, in denen sie sich mit ihrem Handeln bewegen. Um diesen zu erreichen ist das Handeln der Politik, der einheimischen Unternehmen, aber auch der Konsument*Innen selbst nötig. Wir stehen für Regionalität, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Konsum, daher unser Motto: “Guck’sch do, kauf’sch dahoim!”
(Foto: kda via Canva)