Erste Barbarafeier auf der zweiten Stammstrecke

MÜNCHEN. Es ist ein Mammutprojekt. Seit 2018 wird an der zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn gebaut, 2035 sollen dort die ersten Züge rollen. Am 5.Dezember fand nun zum ersten Mal eine Barbarafeier auf dem Bauabschnitt am Marienhof statt. Den ökumenischen Gottesdienst feierten Jessica Tomkin, katholische Betriebsseelsorgerin für die zweite Stammstrecke, und Pfarrer Peter Lysy, stellvertretender Leiter des kda Bayern.

Die heilige Barbara gilt als die Schutzpatronin der Bergleute und Tunnelbauarbeiter. Daher werden Barbarafeiern traditionell auch auf Baustellen der deutschen Bahn mit Tunnelbau gehalten. Zur ersten Feier auf der Münchner Großbaustelle versammelten sich nahezu 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der kühlen, aber trockenen Baugrube im 2.Untergeschoss des Marienhof.

Das Kreuz, aufgebaut von den Mineuren für den Gottesdienst.

Schutz und Beistand, Geborgenheit und Hilfe

Bei der Segnung der für die Baustelle vorgesehenen Statue der Heiligen Barbara im Gottesdienst beschrieb Jessica Tomkin die Erwartung, die sich damit verbindet: „Von der Heiligen Barbara erhoffen sich die Bergleute und Mineure bis heute Schutz und Beistand, Geborgenheit und Hilfe, wieder gesund ans Tageslicht zurückzukehren, denn vor der Hacke ist es dunkel.“ Die Statue hatte Jens Classen, Großprojektleiter Tunnelbau für die zweite Stammstrecke, mitgebracht. Sie begleitet ihn schon seit über zwei Jahrzehnten auf diversen Baustellen in Europa, wie er in seinem Grußwort berichtete. Nach dem Gottesdienst erhielt die Statue ihren dauerhaften Platz im 1.Untergeschoss des Marienhof.

Dass Barbara diesen Status bei den Bergleuten hat, ist mit ihrer Heiligenlegende verbunden, die Peter Lysy nacherzählte. Auf der Flucht vor ihrem Vater, der sie wegen ihrer Bekehrung zum Christentum verfolgte, konnte sie sich in einem tiefen Felsspalt verborgen halten, der sich nach einem Gebet gen Himmel eröffnet hatte. Obwohl die Bergleute damit traditionell eine Frau verehren, war zugleich sehr lange der Aberglaube weit verbreitet, dass Frauen auf den Baustellen Unglück brächten. Darauf verwies Tomkin in ihrer Predigt.

Jessica Tomkin, Seelsorgerin der Katholischen Betriebsseelsorge für die 2. Stammstrecke,  Pfarrer Peter Lysy  sowie Diakon Edgar Nubert am Instrument.

Von veralteten und zukunftsträchtigen Traditionen

„Dieser Zopf ist zum Glück abgeschnitten.“, so die Seelsorgerin, die damit eine allgemeine Einsicht verband: „Auch in unserem Leben gibt es viel Alltägliches, wo es sich lohnt, eingefahrene Strukturen und Denkmuster zu überdenken.“ Barbara mit ihrer Geschichte könne darin ein Vorbild sein: „Barbara widersetzt sich der Tradition den Mann zu heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hat. Sie möchte ihre Überzeugung nicht einer Tradition unterordnen. Auch wir müssen uns immer wieder fragen, wann eine Tradition gut ist und wann es Zeit ist, sich von veralteten Ideen zu befreien.“

Eine gute Tradition soll jedoch auf der Baustelle der zweiten Stammstrecke die Barbarafeier werden. Jährlich um den 4.Dezember soll sie auch in den kommenden Jahren begangen werden.

Bilder: Deutsche Bahn

Gottesdienst, Arbeitnehmende, Betrieb

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