kda Bayern bei der Berufsschulwoche

HEILSBRONN. „Kirche in der Arbeitswelt – wozu?“ Unter dieser Überschrift stand die Berufsschulwoche 2022 im Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) Heilsbronn. Eingeladen dazu war der kda Bayern von Heide Hahn, Referentin für berufliche Schulen im RPZ, in dieser Woche seine Arbeit den anwesenden Religionslehrer*innen an bayerischen Berufsschulen zu präsentieren. Geboten wurde ein buntes Programm aus thematischen Einheiten, gemeinsamer Arbeit an Unterrichtsentwürfen und einem Betriebsbesuch.

Den Auftakt machte am Montag der Leiter des kda Bayern, Dr. Johannes Rehm, mit einem Einführungsvortrag zu Auftrag und Geschichte des kda Bayern. So erläuterte er, dass der kda Bayern ein missionarischer Dienst der evangelisch-lutherischen Kirche ist, der damit beauftragt ist, Menschen, seien sie Arbeitnehmende, Handwerker oder Führungskräfte mit unternehmerischer Verantwortung, am Ort ihrer Arbeit aufzusuchen und sie in ihren beruflichen Herausforderungen wahrzunehmen und zu begleiten. Dabei werde evangelische Sozialethik auf der Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus gegenüber Menschen in der Arbeitswelt zur Sprache gebracht.

Kirche und Arbeitnehmer*innen – ein facettenreiches Thema

Der Dienstag war ganz der Arbeitnehmerseite gewidmet. In einem sozialwissenschaftlichen Beitrag zeigte Philip Büttner, Referent beim kda München, anhand der Kirchenmitgliedschaftsstudien, dass die Erwartung an das kirchliche Engagement in der Arbeitswelt relativ hoch ist. Mehr als die Hälfte der Protestant*innen in Deutschland wünschten sich, dass ihre Kirche Menschen auch in diesem Lebensbereich begleite, so Büttner. Zugleich erläuterte er, dass die „Arbeiterschicht“, der sich heute vor allem einfache Arbeiter*innen und einfache Angestellte zuordnen, in der evangelischen Kerngemeinde und in Gremien wie der Landessynode deutlich unterrepräsentiert ist. Es sei eine Aufgabe nicht nur des kda, sondern der Kirche insgesamt, für sozialstrukturelle Unterschiede sensibel zu bleiben und die Sorgen der Menschen in prekären Arbeitssituationen im Blick zu halten.

Bernhard Dausend, Vorsitzender der evangelischen Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa), ergänzte diese Perspektive mit einem ganz persönlichen Impuls. Er schilderte, wie er als langjähriger Betriebsratsvorsitzender in einem glasverarbeitenden Unternehmen versuchte, christliche Ethik in die Praxis zu setzen.

Im World Café im Dialog

Im Anschluss konnten sich die Religionslehrer*innen im Rahmen eines World Cafés in die unterschiedlichen Facetten der Arbeit des kda Bayern mit Arbeitnehmer*innen vertiefen. So beschrieb Bernhard Dausend die Aktivitäten der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soziale Fragen (EAG). Diakon René Steigner präsentierte die Arbeit mit Ausbildern im Kirchlichen Dienst im Gastgewerbe. Diakon Roland Hacker erläuterte das Modell des Ruhestandseminars, bei dem Arbeitnehmer*innen beim Übergang in den Ruhestand begleitet werden.

Am Dienstagnachmittag erarbeiteten sich die Teilnehmer*innen unter der Anleitung von Büttner und Hacker den vom kda Bayern und RPZ entwickelten neuen Unterrichtsentwurf „Der Arbeitsfreie Sonntag – völlig überholt oder einfach unverzichtbar?“ Das Konzept, bestehend aus fünf Unterrichtseinheiten, 14 Arbeitsblättern und zwei Kurzfilmen, wurde insbesondere für Schulen und Konfirmandengruppen entwickelt. Es soll jungen Menschen die Geschichte, die religiöse Bedeutung und den hohen gesellschaftlichen Wert der Sonntagsruhe vermitteln. Der Entwurf animierte auch die teilnehmenden 19 Religionslehrer*innen, selbst einzelne Module auszuprobieren. So kam ein Quiz über die Verbreitung von Sonntagsarbeit in verschiedenen Berufen gut an.

Betriebsbesuch bei der Deutschen Bahn

Ein Highlight der Woche war der Betriebsbesuch am Mittwoch im Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Nürnberg, begleitet von den Nürnberger Arbeitsseelsorgern René Steigner und Martin Deinzer. In einem Einführungsvortrag stellte der Werksleiter Jochen Wilsser das Werk vor, in dem ICE-Züge aufbereitet werden, um für einen weiteren 10-Jahreszyklus fit zu sein. Fachkräftegewinnung, Ausbildung und Logistik seien zentrale Zukunftsthemen, so Wilsser. Bei der Führung durch das Werk konnten die Religionslehrer*innen einzigartige Einblicke in die Zugtechnik bekommen, die den Reisenden meist verborgen ist. Die Besucher*innen faszinierte die konzentrierte und ruhige Arbeitsatmosphäre, die trotz der komplexen Prozesse im Werk herrschte.

Gestärkt durch ein gemeinsames Mittagessen in der Werkskantine ging es dann in der nahegelegenen Lutherkirche in den Austausch über den Werksbesuch und die Betriebsarbeit des kda Bayern im Allgemeinen. Mit einem Reisesegen wurden die Lehrer*innen auf den Rückweg nach Heilsbronn entsandt.

Den blinden Fleck geschlossen

Am Donnerstag Vormittag nahm die Gruppe die Themen „Kirche und Unternehmer*innen“ und „Kirche und Handwerk“ in den Blick. Der stellvertretende Leiter der kda Bayern, Pfarrer Peter Lysy, erläuterte die theologischen Grundlagen unternehmerischen Handelns. Er beschrieb die Arbeit mit evangelischen Unternehmer*innen, etwa im Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. Roland Hacker, Referent für den Fachbereich Kirche und Handwerk im kda, stellte die besondere Verbindung von „Kirche und Handwerk“ dar und gab einen Einblick in die aktuelle Arbeit mit Handwerker*innen. Er zeigte, wie das Thema auch in Gemeinde und Schule thematisiert und bearbeitet werden kann.

Abgeschlossen wurde die Woche mit der Besprechung des vom kda Bayern in Kooperation mit dem RPZ entwickelten Unterrichtsentwurfs zum Thema „Sozialwahlen“. Bei der Erprobung der im Entwurf entwickelten Gruppenarbeiten und Rollenspiele wurde vielen deutlich, wie relevant eine Mitwirkung in den Gremien der sozialen Sicherungssysteme tatsächlich ist. Zugleich zeigte sich, wie unbekannt dieses Ehrenamt, das auch von vielen Evangelischen ausgeübt wird, unter den Religionslehrer*innen ist.

Beim abendlichen Feedback hoben die Religionslehrer*innen hervor, wie viel sie für sich mitnehmen aus der Woche. Gerade die Unterrichtsentwürfe weckten großes Interesse. „Da haben wir wohl einen blinden Fleck“, hatten die Teilnehmer*innen am Eingang der Woche für sich festgestellt. Dieser blinde Fleck, so das Fazit, konnte in der Berufsschulwoche zu einem großen Stück beseitigt werden.

Foto: Gerd Laute

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