Religion im Unternehmen – Störfaktor oder Chance?

MÜNCHEN. Unter dem Motto „Religion im Unternehmen – Störfaktor oder Chance?“ luden die regionale Arbeitsgruppe des AEU (Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer) München/Bayern und die Diözesangruppe München/Freising des BKU (Bund Katholischer Unternehmer) in diesem Sommer ins Haus der Commerzbank am Promenadeplatz. Als Moderator war auch Pfarrer Peter Lysy vom kda Bayern dabei.

Nach der Begrüßung durch Michael Stark, Niederlassungsleiter Großkunden Süd der Commerzbank, tauschten sich in einer kontroversen Diskussion Professor Dr. Paul Melot de Beauregard, Partner der Kanzlei JONES DAY und Mitglied im Vorstand des AEU, Dr. Heinz-Joachim Fischer, langjähriger Vatikan-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und Michael Wladarsch, Inhaber des Grafikdesign-Büros 84 GHz und Vorsitzender des Bundes für Geistesfreiheit München, aus.

Gehört Religion ins Unternehmen?

Professor Melot de Beauregard verwies in seinem Eingangsstatement darauf, dass das Grundgesetz die Religionsfreiheit jedes Einzelnen garantiere, es aber ansonsten keinerlei rechtliche Anspruchsgrundlagen für die Ausübung religiöser Praxis in Unternehmen gäbe. Durch die Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes im Jahr 2006 sei jedoch zu beobachten, dass Rechtstreitigkeiten und rechtliche Unsicherheiten in den Betrieben in Fragen der Ausübung von Religion im Unternehmen zugenommen hätten.

Dr. Fischer stellte in seinem Statement die positive Wirkkraft christlicher Werte auch im unternehmerischen Kontext heraus. Das Christentum habe nicht nur in Kunst und Kultur, sondern auch in der Wirtschaft positive Auswirkungen gehabt und könne auch heute Unternehmen Orientierung geben.

Dem widersprach Michael Wladarsch, vehement. Als bekennender Atheist bestritt er jeglichen Sinn der Religion für die Gesellschaft und besonders die Wirtschaft. Die Vernunft reiche für gute Unternehmensführung aus. Gerade die Kirche habe ja bis in die Gegenwart kein gutes Beispiel für moralisches Handeln abgegeben.

Religionen als Steinbruch einer Unternehmensethik?

In der anschließenden lebhaften Diskussion kamen sehr unterschiedliche Wahrnehmungen zum Thema zur Sprache. Während die einen die Chance sahen, Bausteine aus verschiedenen Religionen für eine gemeinsame Unternehmensethik heranzuziehen, sahen andere Unternehmen als religionsneutralen oder – fernen Raum. Deutlich wurde jedoch, dass keines der Unternehmen, deren Vertreter anwesend waren, sich in der Öffentlichkeit in irgendeiner Form religiös positioniert. Auch innerhalb der Unternehmen herrsche weltanschauliche Neutralität. Das war sogar von einem Vertreter des Managements eines Getränkeherstellers zu hören, der im Besitz eines katholischen Orden ist.

Titelbild (v.l.): Dr. Heinz-Joachim Fischer, Professor Dr. Paul Melot de Beauregard, Michael Stark, Michael Wladarsch, Peter Lysy (Foto: Sabine Hombach, Commerzbank)

Führungskräfte, Kirche, Ethik, Betrieb

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