Wann darf ich ins Büro? – Mobiles Arbeiten nach der Pandemie

NÜRNBERG. Der Arbeitskreis „Mobiles Arbeiten“ der Initiative familienbewusste Personalpolitik hat sich im Sommer auf Einladung des kda Bayern online getroffen, um das Gespräch über Trends in Sachen Home-Office fortzuführen. Bei dem Austausch von Personalverantwortlichen und Betriebsräte*innen ging es um die Rückkehr an die Büroarbeitsplätze, virtuelle Angebote der Arbeitgeber und die Perspektiven der digitalen Arbeit nach Corona.

Wir sitzen im Zickzack

Insgesamt wird Home-Office derzeit zurückgefahren – die Beschäftigten kehren in die Büroräume zurück, zum Teil tage- oder wochenweise oder in Gruppen. Oft dürfen die Räume nur zur Hälfte besetzt sein. „Wir sitzen im Zickzack“ beschreibt es eine Personalverantwortliche. In verschiedenen Firmen und Einrichtungen zeichnet sich dabei die Tendenz ab: Büro-Arbeitsplätze werden reduziert. Das Großraumbüro mit Docking-Stations für den Laptop ist im Kommen. Den Arbeitsplatz teilen müssen, keinen eigenen Schreibtisch mehr zu haben macht auch Ängste, berichtet Sprecherin Doris Reinecke vom Bündnis für Familien der Stadt Nürnberg. Jetzt heißt es öfters: Wann darf ich ins Büro – mit wem muss ich mich absprechen?

Happy Rücken online

„Höchstens 40 Prozent der Arbeitszeit im Home-Office“ – Bei einigen Arbeitgebern wurden Dienstvereinbarungen zur Heimarbeit oder mobilen Arbeit abgeschlossen, die auch nach der Pandemie weiter gelten. Andere Firmen setzen mehr auf individuelle und flexible Regelungen. Hier soll viel mit der jeweiligen Führungskraft abgesprochen werden. In einem Fall wurden die Gesundheitsangebote umgestellt und ans virtuelle Arbeiten angepasst. Da gab es Videos zu Arbeit zuhause oder Vorträge: „Was macht das Home-Office mit meiner Psyche“. Auch das Angebot von internen Schulungen per Video-Konferenz wurde in verschiedenen Unternehmen ausgeweitet. „Die Trainings zu Zeit- und Stressmanagement beim mobilen Arbeiten haben sich bewährt“, so eine Unternehmensvertreterin.

Acht Stunden auf die Kacheln schauen, ist keine Lösung

Zwar sei der Schub in Richtung „neue Arbeitswelt“ positiv zu bewerten, so Doris Reinecke. Man dürfe aber nicht vergessen, dass viele Beschäftigte gar nicht die Möglichkeit hätten, von Zuhause zu arbeiten. Etwa im gewerblichen Bereich, der Pflege, in den Kindertagesstätten. Online Beratung kann nach ihrer Meinung vielfach die direkten menschlichen Kontakte nicht ersetzen. Das Zwischenmenschliche könne man auf dem Screen einfach nicht abbilden, pflichtet ihr eine Kollegin aus der Arbeitsverwaltung bei. Weil „acht Stunden am Tag in die Kacheln schauen, auf Dauer keine Lösung“ ist, werden dort hybride Formate angestrebt.

Inklusive Arbeitsplätze mitdenken

In den Blick kamen auch Menschen mit Handicap wie etwa einem Gehörsturz, die mit Formen der mobilen Arbeit oder der Arbeit im Großraumbüro nicht zurechtkommen. „Dort gibt es keine Rückzugsmöglichkeit, die Lärmbelastung ist höher – da ist Prävention nötig“, so eine Gesprächsteilnehmerin. Dann gibt es Arbeitnehmende in unterstützter Beschäftigung, die alleine zuhause nicht zurechtkommen und die festen Abläufe im Büro brauchen. Es sei wichtig, möglichst alle Mitarbeitenden – wie auch Menschen jenseits der 60, die keine „Digital Natives“ sind – in die Arbeitswelt der Zukunft mitzunehmen.

Foto: Getty Images

Digitalisierung, Gesundheit, Arbeitnehmende, Wandel der Arbeitswelt, Arbeitsbedingungen, Betrieb

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