“Vertraut den neuen Wegen – auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt sich regen, weil Leben wandern heißt.” (Evangelisches Gesangbuch Nr. 395)
Diese Liedzeile kam mir in den Sinn, als ich kürzlich ein Interview lese mit einem jungen Mann aus Bayern, der auf die Walz geht. Die nächsten drei Jahre und einen Tag wird er sich sein Arbeitsleben erwandern. Als sogenannter freier Reisender geht er los – ohne Handy und darf nur fünf Euro mitnehmen. „Den Rest musst du dir halt verdienen“, sagt er. Und drauf vertrauen, dass Menschen ihn aufnehmen, ihm Arbeit geben, ihn beim Trampen mitnehmen.
Mir wird klar: Für diese Ausbildungs-Reise braucht es Mut, Zuversicht und eben Vertrauen. Ich habe Respekt vor dem jungen Mann, der seine normalen Kleider versteigert, die Kluft anzieht und mit 24 Jahren sagt: „Ich weiß ja nicht, was kommt. Das wird schon alles irgendwie passieren. Ob ich danach wieder zurückkomme und hierbleibe, ist vollkommen offen“. Nur am Anfang braucht es jemanden, „der einen losbringt“, der selber auf Wanderschaft, auf der Walz ist. Der einen zwei Monate lang mit hinein nimmt in das bewegte Arbeitsleben.
Unter diesem Blickwinkel betrachtet ist meine Arbeitsbiographie ziemlich statisch. Äußerlich hat sich nicht so viel bewegt. Habe nur fünfmal das Arbeitszimmer gewechselt – im gleichen Haus. Aber durch viele verschiedene Projekte, Kontakte, Ideen, Gespräche, Aufgaben bin ich schon gewandert. Konnte immer wieder die Perspektive und die Themen wechseln, neue Menschen und Methoden kennenlernen, rund 60 verschiedene Kolleg*innen und noch mehr Kooperationspartner*innen haben mich auf dem Arbeitsweg begleitet. Mentor*innen, die mich auf „meine Arbeits-Walz“ losgebracht haben, hatte ich auch. Auf der Wanderung durchs Arbeitsleben Gottes Segen und die Unterstützung vieler Menschen auf dem Weg zu spüren, kann mir die Kraft geben, den Wegen zu vertrauen – auch wenn ich nicht weiß, was kommt.
Hanna Kaltenhäuser, kda Nürnberg
(Foto: Rester)