Zeitenwende in der Arbeitswelt?

Am Freitag, den 3. Februar 2023, traf sich der Beirat des kda Bayern unter Leitung von Oberkirchenrat Stefan Blumtritt zu seiner jährlichen Sitzung in Nürnberg. Anlässlich von Corona, Energiekrise und Ukrainekrieg blickten die 11 Teilnehmenden auf die aktuelle Entwicklung des Arbeitsmarkts. Im Fokus stand dabei auch die Frage: Erleben wir eine Zeitenwende in der Arbeitswelt? Und was kann die Rolle der Kirche darin sein?

Mit einem biblischen Impuls aus dem 12. Kapitel des Römerbriefs begrüßte Pfarrer Dr. Johannes Rehm die Beiratsmitglieder aus Diakonie, Handwerk, Synode und Wirtschaft.

Gottesdienst statt Geldverdienen?

Mit einem Augenzwinkern fragte Rehm die Anwesenden:

„Warum um alles in der Welt versammeln wir uns am Ende einer anstrengenden Arbeitswoche, wenn eigentlich das Wochenende beginnt, in einem kirchlichen Haus, um über den Wandel in der Arbeitswelt nachzudenken und zu reden?“

Rehm griff die Argumentation auf, wonach es zielführender wäre, wenn Vertreter der Kirche den „unerfreulich strittigen Themenbereich der Erwerbsarbeit“ denen überließen, die von Amts wegen dafür zuständig seien, nämlich der Bundesagentur für Arbeit, der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, den Gewerkschaften sowie den Handwerkskammern.

Kirche und Arbeitswelt gehören zusammen

Warum Kirche und Glaube in der Arbeitswelt sehr wohl eine Rolle spielen (müssen), arbeitete er im Anschluss daran mit Verweis auf Paulus heraus. Dieser habe den Gegensatz von Sonntag und Werktag im Sinne von Freizeit und Arbeitszeit zugunsten einer umfassenden Beanspruchung eines Christenmenschen durch die Barmherzigkeit Gottes aufgehoben:

„Insofern bildet der Themenbereich Arbeit eine selbstverständliche kirchliche Herausforderung, wenn wir unsere eigenen Grundlagen ernst nehmen und die Lebenswirklichkeit unserer Kirchenmitglieder nicht verfehlen wollen.“

Wandel der Arbeitswelt

Mit einem Impulsreferat führte Ulrike Sommer von der Fachbereichsleitung IT der Zentrale der „Bundesagentur für Arbeit“ im Anschluss in die aktuellen Entwicklungen ein. Die diplomierte katholische Theologin ist Mitarbeiterin des Generalbevollmächtigten der Bundesagentur. Gespickt mit vielen aktuellen Zahlen veranschaulichte sie die Entwicklungen des Arbeitsmarktes in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Mangel verschärft sich

Der hohe Fachkräftemangel, besonders in den Bereichen der Pflege, im Baugewerbe und in der IT, werde sich durch die weiter sinkende Zahl der Schulabgänger noch verstärken, so Sommer.

Ihr deutliches Fazit:

„Wir werden künftig nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern einen generellen Arbeitskräftemangel haben.“

Angeregte Diskussion

Ein von Pfarrer Peter Lysy, dem stellvertretenden Leiter des kda Bayern, moderiertes Gespräch griff Sommers Impuls auf. Die Teilnehmenden diskutierten angeregt zu den Fragen:

Wie nehmen Sie die Entwicklungen und Veränderungen in Ihrem Arbeitsumfeld/ Branche war?
Was steht an Herausforderungen/ Aufgaben an?
Welche notwendigen politischen Weichenstellungen werden benötigt?
Welchen Beitrag kann Kirche leisten?

Die Einblicke reichten vom hohen Arbeitskräftemangel im Handwerk, den während der Corona-Pandemie ausgefallenen Berufspraktika für Schüler*innen, über die Herausforderungen in der Integration geflüchteter Menschen bis zu Seelsorge-Angeboten des kda Bayern in den Betrieben, z.B. Umgang mit Tod und Trauer.

Vernetzung der „Willigen“

Zum Anschluss dankte Kirchenrätin Bettina Naumann der Referentin Ulrike Sommer für ihren Blick auf die Realität der Arbeitsmarktsituation. Sie stellte fest, dass eine Vernetzung der „Willigen“ in Arbeitswelt, Kirche, Politik und Wissenschaft dringend notwendig sei, um für die zukünftigen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt gewappnet zu sein.

Bild: Sitzungsort des Beirats kda Bayern in Nürnberg, kda Bayern

Kirche, Wandel der Arbeitswelt, Arbeitsbedingungen, Geistliches, Digitalisierung, Politik, Bildung, Globalisierung, Migration, Arbeitnehmende

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