Was ist gute Arbeit?

Was ist gute Arbeit? Dieser Frage sind wir am vergangenen Sonntag in einem Gottesdienst zum Tag der Arbeit in der Diakoniekirche im Münchner Hasenbergl nachgegangen. Die Gewerkschaften beantworten diese Frage sehr pointiert in ihrem diesjährigen 1.Mai-Motto: „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.“ Am heutigen Tag der Arbeit werden in Bayern an vielen Orten Reden zu hören sein, die ausführlicher erläutern, was dieses 1.Mai-Motto für die Beschäftigten in Bayern bedeutet.

Und was bedeutet es uns in der Kirche? Warum sprechen auch wir nicht nur mit den Gewerkschaften über die Frage guter Arbeit, sondern feiern sogar einen Gottesdienst zu dieser Frage? Wenn ich über gute Arbeit nachdenke, dann kann ich nicht anders als zunächst die Güte Gottes in den Blick zu nehmen. Gott ist es, der uns in seiner Güte jeden Morgen alles gibt, um an die Arbeit zu gehen.

So heißt es im Kleinen Katechismus in der Auslegung des ersten Artikels des Glaubensbekenntnisses: „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Was ist das? Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mit Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt…“

Mit anderen Worten: Gottes Güte ist’s, dass ich gut arbeiten kann. Dafür sorgt Gott mit allem, was ich mir selbst gar nicht zu geben imstande bin. Was Gott gibt, ist gut. Und auf dieser Basis kann ich gut arbeiten.

Natürlich stellt sich dann sofort die Frage: was ist mit jenen, die diese Güte Gottes so nicht erfahren, denen es an gutem Lohn, an ausreichender Freizeit, an notwendiger Sicherheit mangelt, wie es die Gewerkschaften benennen? Und diese Frage stellt sich zurecht. Offensichtlich kommt Gottes Güte nicht bei jedem und jeder an.

Dies zu benennen und zu beklagen, gehört neben und zum Gotteslob über Gottes Güte im Sprechen und Handeln der Kirche dazu. Und sich des Auftrags anzunehmen, wie Gottes Güte in dieser Welt doch bei jedem und jeder zum Ziel kommen kann, damit gute Arbeit durchgängig erfahrbar und gelebt wird, damit alle so wie in den Worten des Kleinen Katechismus von ganzem Herzen sprechen können. Da sind wir uns einig mit den Gewerkschaften und ihrem Bestreben. Da können wir ihn gut mitfeiern, diesen Tag der Arbeit.

Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern

Foto: Canva

Arbeitsbedingungen, Lohn, Geistliches, Gottesdienst, Zeit, Arbeitnehmende, Kirche

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