Auf der Abreise an einem Bahnhof. Bevor ich in den Zug springe, habe ich noch ein paar Minuten. Jetzt noch etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen! Ich gehe zu einer der typischen Backwarengeschäfte, die sich mit ihren immer gleichen Namen aneinanderreihen, nehme mir einen Happen und eine Flasche, gehe zur Kasse. Eine ältere Dame bedient mich routiniert. „Das macht sechs Euro 50.“ Sie gibt mir das Wechselgeld. Ich blicke auf ihre Hand, auf das Geld, auf das Namenschild an ihrem Revers. „Vielen Dank, Frau Filip.“, sage ich und ein Lächeln geht auf ihrem Gesicht auf.
Keine Ahnung, was mich bewogen hat, ihren Namen zu sagen. Aber ich merke, dass es kein Fehler war. Aus einem Routineeinkauf wurde eine Begegnung, kurz, aber schön.
In der Bibel sind Namen nicht Schall und Rauch. Menschen werden mit ihrem Namen gerufen, berufen. Und aus dem Ruf entfalten sich Geschichten, die in der einen großen Geschichte ihren Platz haben, der Geschichte von dem Gott, der ruft, und den Menschen, die hören. Gerufene Menschen, Menschen mit Namen kommen nicht aus dem Nichts und gehen nicht ins Nichts, sondern haben eine bestimmte Bestimmung, weil sie gemeint sind.
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ (Jesaja 41,10).
Namen sind also nicht irrelevant, auch nicht an einem Bahnhofskiosk. Großartig also, dass die Betreiber des Bahnhofsladens ihre Mitarbeitenden Namensschilder tragen lassen. Ich begreife es seit dieser Begegnung als Einladung, arbeitende Menschen, die Namensschilder tragen, mit ihrem Namen anzusprechen und damit als die, die gemeint sind.
Pfarrer Peter Lysy, stellvertretender Leiter kda Bayern
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