Ausbildung neu denken!

PUSCHENDORF/NÜRNBERG. Er hat bereits gute Tradition: der Betriebsbesuch der Mitarbeitenden des kda Bayern im Rahmen ihrer sommerlichen Rüstzeit. Am 4. Juli 2023 waren die Kolleg*innen in der Deutsche Bahn (DB) Training Ausbildungswerkstatt zu Gast.

Einmal im Jahr treffen sich die Mitarbeitenden des kda Bayern zur Rüstzeit. Neben Betriebsausflug, Betriebsbesuch und Klausur bleibt auch Zeit für persönliche Gespräche und spirituelle Impulse.

„Es ist eine intensive Zeit, die wir nutzen, um als landesweite Einrichtung die Zusammenarbeit zu stärken und uns in Rück- und Ausblick neu auszurichten“, so Pfarrer Peter Lysy, kommissarischer Leiter des kda Bayern.

„Ein Highlight der Rüstzeit“

Ein Highlight der diesjährigen Rüstzeit in Puschendorf (Landkreis Fürth) war der Betriebsbesuch in der DB Training Ausbildungswerkstatt in Nürnberg. Organisiert hatten den Termin der Nürnberger kda-Arbeitsseelsorger Diakon René Steigner sowie die kda-Mitarbeiterinnen Gabriele Sörgel und Gabriele Rupsch. Ausbildungsleiter Hans Ederer hieß das kda-Team auf dem DB-Gelände in der Conradtystraße willkommen.

2.000 qm reichen kaum

Das rund 2.000 qm große Areal ist Ausbildungsstätte für Azubis aus ganz Nordbayern. „Kapazitätsmäßig kommen wir durchaus an unsere Grenzen“, so Ederer während der Führung über das Gelände. Die Einrichtung in Nürnberg ist eine von 30 bundesweiten Ausbildungswerkstätten der DB Training.

Nachwuchs gesucht!

Im anschließenden Austausch kamen Ederer sowie das kda-Team schnell auf den Arbeits- und Fachkräftemangel zu sprechen. Auch die Deutsche Bahn habe „ein Riesenproblem, junge Leute zu finden“, so der Ausbildungsleiter, und das trotz attraktiver Konditionen und sehr guter Übernahme-Chancen. Auch sei die jüngere Generation kaum noch über herkömmliche Wissensvermittlung zu erreichen.

Gen Z: Neue Konzepte für eine neue Azubi-Generation

Dennoch steckt die DB nicht „den Kopf in den Sand“, sondern stellt sich innovativ den großen Herausforderungen. Hans Ederer berichtete anschaulich, wie sie progressive Lernkonzepte in ihrem Ausbildungsbetrieb umgesetzt haben.

Statt Ausbilder sind Lernbegleiter an der Seite der Auszubildenden. Dabei handle es sich jedoch nicht um „alten Wein in neuen Schläuchen“, sondern jahrzehntelang bewährte Ausbildungskonzepte habe man anpassen / verändern müssen, da sie mit den Azubis der sogenannten „Generation Z“ nicht mehr funktionieren würden.

„Zuerst einfach mal machen“

Der neue Ausbildungsansatz gehe dabei stark von der Praxis zur Theorie aus und nicht umgekehrt. Die Azubis würden sich z.B. ohne tieferes fachliches Vorwissen am Bau einer Schaltung ausprobieren. An den Punkten, wo es dann hake, würde der Lernbegleiter gezielt das theoretische Wissen zu diesem Aspekt einbauen. Auch das didaktische Konzept des „flipped classroom“ kommt immer wieder zum Einsatz, zum Beispiel, wenn die Azubis in Teams kurze Lernvideos erstellen.

Große Herausforderungen für die Betriebe

Bei aller Begeisterung für neue Lernformate sei die Situation aber durchaus herausfordernd, so Ederer.

Zum einen müssten Ausbilder*innen noch vielseitigere didaktische, fachliche, pädagogische und persönliche Qualifikationen mitbringen als eh schon.

Zum anderen müssten viele Bereiche im Ausbildungsalltag komplett neu konzipiert werden. Als Beispiel nannte er den Ansatz des „einfach mal Ausprobierens“ ohne Eingreifen durch Ausbilder/Lernbegleiter im Einklang mit den geltenden Vorgaben und Verantwortlichkeiten zur Notfall-Verhütung.

„Es lohnt sich!“

Dem allgemeinen Klagen über die „faule Gen Z mit ihren übertriebenen Ansprüchen“ mochte Ederer sich aber nicht anschließen. Sein Fazit:

„Diese Generation an Azubis fordert uns heraus wie keine andere in den letzten Jahrzehnten. Aber in vielen Fällen sehen wir: es lohnt sich, ihnen eine Chance zu geben und gemeinsam neue Ausbildungswege zu bestreiten.“

Betrieb, Bildung, Auszeit, Wandel der Arbeitswelt

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