Eckrentner und Realität – Forderung einer Rente ohne Armut

NÜRNBERG. Bei 999 Euro liegt die Armutsgefährdungsschwelle für Einpersonenhaushalte in Deutschland. Im Jahr 2018 erhielten nach Angaben der Bundesregierung 58,6 Prozent der Altersrentner*innen einen Zahlbetrag von weniger als 1.000 Euro Rente. Fast 60 Prozent der Rentner*innen in Deutschland also armutsgefährdet? Der kda setzt sich für eine Rente ohne Armut ein und zeigt in einem Film Schritte hin zu diesem Ziel.

Differenz von Modell und Praxis

Im Juli 2019 wurden die Renten in Deutschland um 3,18 (West) bzw. 3,91 (Ost) Prozent erhöht.
Grundlage für die Rentenberechnung ist der sogenannte „Eckrentner“, der 45 Jahre ohne Unterbrechung erwerbstätig ist, immer durchschnittlich verdient (derzeit 3.100 Euro brutto monatlich) und 45 Rentenpunkte sammelt. Ein Rentenpunkt ist derzeit rund 32 Euro wert. Er erhält später rund 32 x 45 Euro = rund 1.440 Euro Rente. Das entspricht heute 48 Prozent des durchschnittlichen Lohnes. Das ist das Rentenniveau. Die Vielfalt der Lebenswirklichkeit von Rentenversicherten gibt dieses Berechnungsmodell aber nicht wieder. Im Jahr 2016 erhielten nur ein Viertel der Rentner*innen in Deutschland (knapp 5 Mio) eine Rente über dem Zahlbetrag eines Eckrentners. Neun Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer. Dreiviertel der Rentner*innen dagegen erhielten einen Zahlbetrag unterhalb der sogenannten Standardrente.

Singlehaushalte besonders von Armut im Alter betroffen

Mit bis zu 1.053 Euro Einkommen liegt ein Ein-Personenhaushalt in Bayern unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle (Statistisches Bundesamt 2017). Die Bundesregierung verweist darauf, dass nicht alle betroffenen Rentner weniger als 1.000 Euro zum Leben hätten, weil Einkommen von Ehepartnern oder andere Einkünfte wie Betriebsrenten dazu gerechnet werden müssten. Nach einer Fakten – Zusammenstellung des Deutschen Zentrums für Altersfragen (dza 2017) leben 33,6 Prozent der in Privathaushalten wohnenden über 65-Jährigen in einem Einpersonen-Haushalt. Bei den Frauen sind es mit 44,5 Prozent deutlich mehr als bei den Männern mit 19,9 Prozent. Die Quote der von Armut bedrohten 65-jährigen und älteren Frauen liegt bei 18,3 Prozent, gleichaltrige Männer sind zu 14,5 Prozent betroffen. Unter der Bevölkerung insgesamt sind 17,4 Prozent aller Frauen und 15,9 Prozent aller Männer von Armut bedroht.

kda Renten-Tutorial

Unser Renten –Tutorial schaut dorthin, wo es Probleme und Ungerechtigkeiten in unserem Erwerbs- und Rentensystem gibt. Die Situation von Menschen mit niedrigen Einkommen, von Frauen und Soloselbständigen steht dabei im Mittelpunkt. Sie sind besonders von Altersarmut bedroht. Symbolisch für diese Menschen stehen bei uns die Personen Carla Care, Niels Niedrig und Sonja Solo. In unserem Film „Rente ohne Armut“ veranschaulichen sie, wie der Generationenvertrag funktioniert und aus Erwerbsarbeit Rentenpunkte werden. Für die Betroffenen leider oft zu wenige.

Armut, Rente, Alter

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