„Essen macht glücklich“

FÜRTH. Seit 2017 hat Didar Othman im Fürther Westen den „Kleebap“-Imbiss im Umfeld großer Firmen und Einkaufsmärkte eröffnet. Bis Corona kam brummte der Laden, aber seitdem ist es für den gelernten Koch deutlich schwieriger geworden, die Kosten für den Imbiss–Betrieb zu erwirtschaften.

Betriebskantine statt mittags raus zum Imbiss

Insbesondere Mitarbeitende der großen Firmen Siemens und Uvex kamen mittags zu ihm in den Imbiss. Die lange Tischreihe war zur Tagesmitte meist voll besetzt. Seit Corona hat sich das grundlegend geändert. „Mittags haben wir nur noch zehn Prozent der ehemaligen Gäste. Wenn den ganzen Tag sechs bis zehn Leute hier an den Tischen sitzen, ist es viel.“ Früher mussten die Gäste einen Platz suchen, heute arbeiten viele im Home-Office oder werden von den Firmen angehalten, in der Betriebskantine zu essen, weiß Othman. Sein Umsatz ist um 40 Prozent zurückgegangen. Heute beschäftigt er drei Mitarbeitende weniger als vor Corona. „Wir kommen über die Runden, aber richtig gut Geld verdienen lässt sich im Moment nicht.“ Seine Angestellten verdienen knapp zwölf Euro die Stunde. „Ich möchte, dass es meinen Mitarbeitern gut geht und dass sie ihre Arbeit gerne machen“, so der Gastwirt.

Liefern lohnt sich nicht

Das meiste Essen geht jetzt „to-go“ über den Tresen. Wer seine eigene Box zum Mitnehmen mitbringt, bekommt zehn Prozent Rabatt. „Verpackung kostet auch Geld“, begründet Othman diese umweltfreundliche Regel. Nach Hause liefern lohnt sich in den meisten Fällen nicht. Einen Döner Teller für zehn Euro irgendwo hinfahren – da sind Transport und Personal teurer als das gelieferte Essen. Zum Glück hat „Kleebap“ viele Stammkunden. „Da kommt eine Person und nimmt Essen für die ganze Familie mit.“ Ohne die würde es gar nicht gehen und auch Kunden der umliegenden Geschäfte nehmen sich schnell einen Börek oder eine türkische Pizza mit.

Würze ins Leben bringen

Didar Othman kam 1993 als junger Mann aus dem Irak, ist in Deutschland zur Schule gegangen, war 15 Jahre als Dachdecker beschäftigt und hat als Koch im Krankenhaus Martha Maria und im Nürnberger Restaurant Kandahar gearbeitet. Dort konnte er viel Erfahrung sammeln – auch mit der deutschen Küche. „Wir im arabischen Raum nutzen andere Gewürze als hier. Da gibt es eine größere Vielfalt.“ Manchmal kocht er in der Imbiss-Küche eine Suppe mit vielen Zutaten und Gewürzen. Nicht zum Verkaufen – einfach zum Probieren. „Es macht mir Freude, wenn ich sehe, es schmeckt den Leuten. Essen macht eben glücklich. Das ist einfach schön, mit den Kunden zu reden und zum Beispiel zu sehen, wie ihre Kinder wachsen“, erzählt Othman. Und weil er als Koch kulinarisch Kulturen verbindet, kann es vorkommen, dass man bei „Kleebap“ auch mal einen Kaiserschmarrn serviert bekommt.

(Foto: kda Bayern)

 

Migration, Wandel der Arbeitswelt, Arbeitsbedingungen, Selbständigkeit, Gastgewerbe

Meldungsarchiv

Vorheriger Beitrag
Koalitionsvertrag: Netzwerk-Forderung nach einem aktuellen Mobbing-Report aufgenommen
Nächster Beitrag
„Chill mal“

Ähnliche Beiträge