MÜNCHEN. Vor wenigen Tagen appellierten die Beschäftigten noch, die Filiale zu retten. Auch Mitarbeitende des kda Bayern waren vor Ort, um ihre Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck zu bringen. Jetzt der Schock: Galeria Karstadt Kaufhof lässt den Kaufhof am Stachus tatsächlich sterben.
Protestkundgebung mit Sarg
Bei ihrer Protestaktion vor den Toren ihrer Filiale am Münchner Karlsplatz ließen die Kaufhof-Mitarbeiter*innen vor einigen Tagen ihrer Wut und Verzweifelung freien Lauf. Finster gekleidet versammelten sie sich demonstrativ um einen Sarg und zündeten Grabkerzen an. Dabei gab es zu dem Zeitpunkt noch einen Funken Hoffnung. Der Vermieter des Gebäudes, Michael Zechbauer, war bereit, die Miete für zweieinhalb Jahre um 75 Prozent zu reduzieren. Die Redner der Kundgebung sahen auch die geschäftlichen Perspektiven keineswegs düster. “Warenhäuser sollten wieder in ihr Personal investieren, statt es immer weiter auszudünnen. Sie sollten in guten Service, in gute Beratung, in faire Arbeitsbedingungen investieren. Dann haben sie eine Zukunft!”, sagte Philip Büttner vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt bei der Kundgebung zu den Verkäuferinnen und Verkäufern.
Unternehmen in Verhandlungen zu keinem Kompromiss bereit
Tatsächlich plant auch Unternehmer René Benko, der über seine Firma Signa die Geschicke bei Galeria Karstadt Kaufhof lenkt, keineswegs, sich aus der Branche zurückzuziehen. Zwei große Kaufhaus- und Shoppingcenter-Projekte entwickelt er in unmittelbarer Nähe zum Stachus – allerdings in eigenen bzw. gepachteten Immobilien. Das Interesse an dem gemieteten Traditionshaus war da trotz der darin beschäftigten 179 Mitarbeiter*innen offenbar so gering, dass in den Verhandlungen kein Kompromiss erzielt werden konnte. Vermieter und Verhandlungsteilnehmer Zechbauer kommentierte das Verhalten Benkos in der Abendzeitung so : “Ich bin schockiert. Es ist extrem geschmacklos. Herr Benko hat niemals das Interesse an einer Einigung gehabt. Es geht ihm nur um die Erhöhung des Wertes seines Immobilienportfolios. Seine Mitarbeiter werden im Oktober auf der Straße stehen. Mir fehlt jede Form von Verständnis für diese Rücksichtslosigkeit”.
2744 Berufsjahre und kein Dank
Die Verkäuferinnen und Verkäufer stehen nun vor dem Aus. Viele von ihnen haben Jahrzehnte für diese Filiale gearbeitet, hohe Umsätze erzielt und sich mit dem Kaufhof identifiziert. Betriebsrätin Tatiana Dereli sagte zu den Beschäftigten: “Ich arbeite seit 24 Jahren hier. Wir sind nicht nur Kollegen, ihr seid Teil meiner Familie!” Diese Familie bricht jetzt auseinander. Auf einem der Protestschilder stand: “2744 Berufsjahre – und das ist der Dank”.
(Titelbild: kda Bayern)