Haben Sie als Kind auch gerne mal in die Wolken geschaut? Vielleicht auf der Wiese hinterm Haus liegend, dabei einen Grashalm im Mund. Oder am Spielplatz um die Ecke auf der Schaukel hin und her schwingend, den Flugwind in den Haaren. Oder auf dem heimischen Balkon, über die Brüstung gelehnt, den Blick über die Dächer in die Ferne gerichtet.
Wolken bieten ein Schauspiel, das zugleich abwechslungsreich und entspannend sein kann, das zu Fantasie anregt und die Gedanken schweifen lässt. Was habe ich nicht alles schon mit meinem Kopf in den Wolken gesehen? Schlösser und Drachen, Zwerge und Elefanten, Blumen und Broccoli.
Doch nicht nur Kinder lieben Wolken. Heutzutage liege ich gerne mal unter meinem Dachfenster und siehe den Wolken zu, wie sie an mir vorüberziehen und erlebe dabei, wie meine Gedanken mit den Wolken sich neu formen, vorbeiziehen und dabei leicht werden.
Ob Paul Gerhardt solche wolkigen Momente kannte? Zumindest hat er vor fast vierhundert Jahren ein Lied gedichtet, das so beginnt:
„Befiehl du deine Wege, und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt, der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“
Wolkige Aussichten sind das. Nicht nur für Luftschlösser oder zum Entspannen eignen sich Wolken. Sie sprechen auch von der Güte Gottes, die uns wie Wolken, Luft und Winde auf unseren Wegen begleitet, den leichten wie den schweren. Gerade für die schweren Zeiten, die Zeiten, die das Herz krankmachen, waren Gerhardts Worte gedacht. Der Dichter wusste, wovon er schrieb, denn seine Worte sind die Frucht eigener schwerer Zeiten.
So sprechen diese Worte in die schweren Zeiten, in denen sich so viele vorfinden. Die einen, die darauf warten, wieder arbeiten zu können, weil Kurzarbeitergeld oder Erspartes kaum reichen. Die anderen, die sehen, wie das vor die Hunde zu gehen droht, was sie sich in vielen Jahren aufgebaut haben. Nicht zu vergessen alle die, die sich beim Pendeln zwischen Home Office und Home Schooling oder Home Care aufreiben. Vielleicht ist es ein Trost, sich daran zu erinnern, dass auch in diesen schweren Tagen die Wolken ihre Bahnen am Himmel ziehen. Und vielleicht hilft es ja, daraufhin einmal den Kopf wieder in die Wolken zu stecken – und dabei das, was das Herz krankmacht, der Güte Gottes anzubefehlen.
Peter Lysy, kda München
(Titelbild: pcdazero/ pixabay.com)