Proteste gegen Stellenabbau bei der Modekette H&M

NÜRNBERG. Vor ihrer derzeit geschlossenen Filiale protestieren Mitarbeiter*innen von H&M zusammen mit der Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel gegen geplanten Personalabbau bei der Modekette. Plan des Konzerns ist es, 28 Prozent der Stunden der 87 Beschäftigten in Nürnberg abzubauen und das über Vereinbarungen, die Mitarbeitende „freiwillig“ abschließen sollen. H&M gehe dabei zum Beispiel gezielt auf Leute in Elternzeit zu, so ver.di-Frau Hampel und kritisiert dieses Vorgehen scharf. Aus christlicher Sicht ist die Familie ein besonders geschützter Ort unserer Gesellschaft. Betriebe müssen dazu beitragen, dass das so bleibt und Menschen gleichzeitig Eltern und berufstätig sein können – auch bei H&M.

Umgang mit Mitarbeitenden als Armutszeugnis

In der leergefegten Fußgängerzone haben die Kolleg*innen von H&M eine Leine gespannt mit Umrissen von Ihren Händen. Auf Plakaten ist zu lesen „WIR SIND MEHR ALS NUR STUNDEN“ und „DIESE HÄNDE HABEN EUREN ERFOLG GEMACHT“. Lidija Vidakovic ist seit 30 Jahren bei H&M und findet es ein Armutszeugnis, dass ihr Arbeitgeber so mit Menschen umgeht. Sie fragt sich, wie die Kolleginnen und Kollegen, die übrigbleiben, ihre Arbeit in Zukunft bewältigen sollen. „Wir sind ja jetzt schon knapp besetzt, und es ist immer jemand krank oder im Urlaub“, so die Verkäuferin. Für ihre Kollegin Rosi Mintzel ist „H&M nicht mehr das, was es früher war.“ Nach 29 Jahren bei der Modekette geht sie in diesem Frühjahr in Rente. „Was für ein trauriger Abschied, wenn ich sehe, dass sie jetzt versuchen, Mütter oder behinderte Kollegen raus zu drängen. Wir haben doch alle zusammen viel geleistet und schwierige Zeiten durchgestanden – so kann man Menschen nicht behandeln“, findet die Mitarbeiterin.

Widerspricht biblischen Grundsätzen

„H&M stiehlt sich aus seiner sozialen Verantwortung. Sie wollen sich Mamis, Papis, älterer Kolleg*innen und Kolleg*innen mit Behinderung entledigen. Wir brauchen einen Beschäftigungsschutz! Die geplante Digitalisierung bei H&M muss mit und nicht gegen die Beschäftigten gemacht werden“, so Gewerkschaftsfrau Jaana Hampel, die während der Aktion dem Bayerischen Rundfunk ein Interview zur Lage bei H&M gibt. Aus Sicht des kda Bayern widerspricht das Vorgehen von H&M dem biblischen Grundsatz „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ „Der gilt nicht nur innerhalb von Familien, sondern in der gesamten Gesellschaft. Er gilt also auch für den Umgang mit Mitarbeitenden in Unternehmen,“ hält René Steigner, Arbeitsseelsorger in der Regionalstelle Nürnberg, den Plänen von H&M entgegen.

Titelbild: Mitarbeitende von H&M in Nürnberg protestieren gegen die Art und Weise sowie den geplanten Stellenabbau. (Foto: kda Bayern)

Arbeitnehmende, Ethik, Betrieb, Familie, Solidarität

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