Schon mal ein Herz verschenkt?

Herzlich willkommen, herzlichen Glückwunsch, mit herzlichen Grüßen:
Worte, die uns in dieser Woche ganz besonders berühren wollen. Aber nicht nur in Worten begegnet uns heute die Herzlichkeit, sondern in vielen Symbolen.

Bereits einige Wochen vorher werden wir daran erinnert. In der Auslage von Konditoreien, Blumengeschäften, … wird intensiv geworben. Einmal im Jahr ein besonderer Tag, an dem an die Liebste, den Liebsten, den Nächsten gedacht wird – an die Menschen, die einem besonders nahestehen.

Geteilt werden nicht nur kleine Geschenke, sondern auch Briefe, E-Mail-Grüße oder Anrufe. In der Gastronomie wird an diesem Tag besonders gefeiert, dafür lassen sich die Mitarbeitenden im Gastgewerbe ein wundervolles Gericht oder Menü einfallen und wollen damit ihre Gäste ganz besonders verwöhnen.

Der Brauch, am 14. Februar einem geliebten Menschen etwas zu schenken, leitet sich aus Heiligenlegenden und antiken Traditionen her. Das Gedenken gilt möglicherweise dem Valentin, der im dritten Jahrhundert als Bischof von Terni amtierte. Vielleicht handelt es sich aber auch um den römischen Priester Valentin, der am 14. Februar 209 das Martyrium erlitt. Trotz eines Verbotes des Kaisers soll er Liebespaare nach christlichem Zeremoniell getraut haben.

Seit dem späten 14. Jahrhundert gilt der Valentinstag in England und Frankreich als „Tag der Verliebten“. Ich würde sagen: nicht nur. Der 14. Februar ist ein Tag, an dem die Herzlichkeit und Freude unseren Alltag ganz besonders in den Blick nimmt.
Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich vor vielen Jahren gelesen habe. Sie erzählt von einer Begegnung in Frankreich. Der Dichter Rainer Maria Rilke ging in der Zeit seines Paris-Aufenthaltes regelmäßig über einen Platz, an dem eine Bettlerin saß. Die Frau saß ohne Regung, mit geneigten Blick und wartete ab. Manche gaben ihr ein Geldstück. Viele gingen vorbei. Rilke dachte nach. Er wollte ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand. So brachte er zu seiner nächsten Begegnung mit der Bettlerin ein weiße Rose mit. Er legte diese in ihre Hand und wollte weitergehen.

Daraufhin sah ihn die Frau an, erhob sich langsam, nahm die Rose und ging davon.

Aber wovon kann die Frau jetzt leben? fragte seine Begleiterin.

Rilke antwortete: „Von der Rose…“

Die Rose in ihrer Hand, sie steht für Menschlichkeit, für Herzlichkeit und Herzenswärme.

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

(1.Korinther 13,13)

Diakon Thomas Ruthenberg, Kirchlicher Dienst im Gastgewerbe (kdg)

Foto: canva, Lilliboas

Gottesdienst, Zeit, Geistliches

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