Ist Demokratie ein Standortfaktor?

DIESSEN AM AMMERSEE. „Wirtschaftswunder oder demokratische Grundrechte – müssen wir uns entscheiden?“ Am ersten Februar-Wochenende beschäftigten sich 20 Menschen am Ammersee intensiv mit dem (möglichen) „Standortfaktor Demokratie“.

Gibt es für den Begriff „Demokratie“ überhaupt eine allgemeingültige, einheitliche Definition?  Dieser Frage ging das Seminar gleich zu Beginn nach. Die Verwunderung unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war nicht allzu groß, dass dem nicht so ist.

Das Seminar betrachtete die unterschiedlichen Bereiche  demokratischen Handelns und die Kurs-Teilnehmenden lernten verschiedene Methoden kennen, Demokratie zu überprüfen und einzuordnen.

„Gerade aufgrund der momentanen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wurde das Seminar-Thema als sehr relevant wahrgenommen.“,

so Seminarleiter Ulrich Gottwald.

Demokratisch heißt nicht immer auch gerecht

Ist die Demokratie für Wohlstand dienlich, vielleicht sogar notwendig? Diese Frage wurde lebhaft und engagiert diskutiert. Wie so oft gab es keine einfache Antwort. Für die Teilnehmer*innen stellte sich die Frage, wer an dem Wohlstand beteiligt wird.

Mit der Wahrnehmung, dass demokratisches Handeln nicht zwangsläufig ein gerechtes Handeln darstellen muss, wurde ein weiterer Themenbereich in der Diskussion angeschnitten.

Ein Aha-Erlebnis!

Bei herrlichem Sonnenschein ging es zu den Gruppenarbeiten ins Freie. Dort wurden nicht nur gemeinsam Aufgaben gelöst, sondern im Nachgang der Prozess der Lösungsfindung analysiert. Das war für viele Beteiligte ein Aha-Erlebnis!

Das Sprechen von Demokratie

Diakon Ulrich Gottwald, Systemischer Seelsorger und Trainer für Demokratiebildung (in Ausbildung), zeigte den Anwesenden verschiedene Möglichkeiten von Abstimmungen auf. Schnell wurde klar, dass für mich selbst demokratische Handlungsweisen, von meinem Gegenüber überhaupt nicht als demokratisch empfunden werden müssen.

Die Beschäftigung mit Sprache und Kommunikation als Mittel von Demokratie machte deutlich: Auch wenn alle die vermeintlich gleiche Sprache sprechen, muss doch nicht das Gleiche gemeint sein.

Mitbestimmung und Wohlstand

Der Frage, ob Demokratie als Wohlstandsindikator messbar ist, wurde mit Statistiken zu Bruttoinlandsprodukt und Kaufkraft nachgegangen. Auch die Rolle von Betrieblicher Mitbestimmung als wichtigem Element in einer Demokratie wurde klar benannt.

Das Klären von Begrifflichkeiten, das Nachfragen und die eigenen Biographien stellten sich in vielen Gesprächen als wichtige Elemente heraus, auf die mehr geachtet werden muss.

Der Aspekt von Beteiligung war allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein großes Anliegen. Es wurde so lange darüber diskutiert, dass der Wunsch nach einem eigenen Seminar zum Thema „Partizipation“ aufkam.

In der Abschlussrunde gab es viele Rückmeldungen. Besondere Zustimmung von allen erfuhren die folgenden zwei Aussagen:

„Demokratie ist anstrengend, aber ich will mehr dafür eintreten.“

„Ich dachte immer: Demokratie ist eine Sache der großen Politik. Aber Demokratie fängt genau bei mir an, bei meiner Haltung.“

Bilder: Sabrina Schmid

Politik, Bildung

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