Was heißt hier bedingungsloses Grundeinkommen?

MEMMINGEN. „Wer nicht arbeitet soll auch nicht Essen“, mit diesem Satz des Apostel Paulus begann Werner Rätz eine Podiumsdiskussion mit gut hundert Besucher*innen im Kaminwerk – Kulturzentrum Memmingen e.V. im Rahmen einer Veranstaltungsreihe. An der von Attac Memmingen / Illerwinkel und der Memminger SPD organisierten Veranstaltung beschäftigten sich Gerhard Pfeifer (IHK Schwaben), Isabell Mang (Freiwilligenagentur Schaffenslust), Werner Rätz (Attac Deutschland) und Dr. Johannes Rehm (kda Bayern) unter der Moderation von Maxi Weiss mit der Frage nach Sinn, Unsinn und Möglichkeiten eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland.

Die unterschiedlichen Definitionen der Begrifflichkeiten „bedingungslos“ und „Grundeinkommen“ waren dabei gleich zu Beginn eine Möglichkeit, die unterschiedlichen Meinungen und Ansichten der Beteiligten auf dem Podium erleben zu können. Leidenschaftlich wurde um eigene Wahrnehmungen, berufliche Erfahrungen und geschichtliche Erlebnisse gerungen. So uneins sich die Redner*innen in den Fragen einer möglichen Finanzierung oder eines politischen Alleingangs Deutschlands waren, so überraschend waren doch die Gemeinsamkeiten. Von Erwerbsarbeit über Pflegearbeit, über die Anerkennung von Kulturarbeit und Ehrenamt hin zum (vermeintlichen?) Unterschied von Menschenrecht und Bürgerrecht reichte dabei die Debatte.

„Die Frage ist die Frage nach Gerechtigkeit“

Dr. Rehm war, neben dem lutherischen Verständnis von Arbeit, vor allem die Frage nach Gerechtigkeit in der Gesprächsrunde wichtig. Nach seiner Einschätzung kommt diese Debatte auch von einem zunehmenden Gefühl der Ungerechtigkeit bei vielen Bevölkerungsschichten. Ein, so Rehm, gerechter Lohn und die finanzielle Würdigung z.B. von Pflegearbeit fand auf dem Podium und beim Publikum breite Zustimmung.

Auch die Frage nach den Auswirkungen der Digitalisierung und ob diese noch vielleicht sogar ein bedingungsloses Grundeinkommen benötigt, wurde gestellt. Die Herausforderungen des digitalen und demographischen Wandels wurden als weiteres Handlungsfeld erkannt. Ob das Grundeinkommen dabei eine Antwort auf die Herausforderungen sein kann, konnte auf dem Podium nicht einhellig festgestellt werden.

Nach über zwei Stunden waren die Standpunkte der Beteiligten zwar klar, deutlich wurde aber auch, dass sich in vielen Belangen keine Einigung erzielen ließ. Zu kontrovers und intensiv waren die Überzeugungen, die allerdings respektvoll und wertschätzend auf dem Podium ausgetauscht wurden. Während Moderatorin Maxi Weiss in ihrer Zusammenfassung des Abend feststellen konnte, dass zwar ein großer Bogen um das Thema gespannt wurde, aber die Diskussion eigentlich erst beginnt, konnte Rehm zumindest mit einer Bedingungslosigkeit aufwarten: „Bedingungslos ist die Liebe Gottes“, – so Rehm in seinem Schlussstatement, in dem er seinem klaren Wunsch nach einer Bedarfsgerechtigkeit noch einmal Ausdruck verlieh.

Titelbild: Gerhard Pfeifer (IHK Schwaben), Isabell Mang (Freiwilligenagentur Schaffenslust), Moderatorin Maxi Weiss, Dr. Johannes Rehm (kda) und Werner Rätz (Attac Deutschland) vertraten unterschiedliche Standpunkte bei der Podiumsdiskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen. (v.li.n.re.) (Foto: Walter Müller)

Digitalisierung, Gerechtigkeit, Lohn, Armut

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