NÜRNBERG. Die Pleite von Lehman Brothers jährte sich am 15. September 2018 zum zehnten Mal. Ein Anlass, sich genauer mit dem Thema zu befassen: Dieser Beitrag gibt einen Ausblick und schließt die Reihe ab.
Kurzbewertung der Regulierungen
Insgesamt hat sich seit der Pleite von Lehman Brothers etwas in Sachen Regulierung der Finanzmärkte getan. Mit den vollmundigen Versprechungen kann dies aber nicht mithalten. Viele Vorhaben wurde im Laufe der Zeit verwässert oder ganz unterlassen. Anderes wurde abgebrochen. Der zivilgesellschaftliche und politische Druck ist einfach nicht mehr groß genug. Zugleich ruft die Finanzlobby erneut nach Deregulierung und mahnt vor der ihrer Meinung nach drohenden Überregulierung. Das Umdenken der Politik und Elite in der Krise war nicht nachhaltig genug.
Finanzkrisen sind systemimmanent. Hieran kann auch eine Regulierung, welche nicht mit dem aktuellen Wirtschaftssystem brechen will, nichts ändern. Eine gute Regulierung könnte aber präventiver wirken. Vor allem kann sie dafür sorgen, dass Steuergelder viel später und im Idealfall bei gleich großer Krise in deutlich geringerem Umfang notwendig werden. Aktuell gibt es hier noch Luft nach oben, vor allem was verschiedene Finanzprodukte und Marktsegmente oder der Anlegerschutz angeht. Dringender Handlungsbedarf gibt es auch im Schattenbankenbereich. Viele Expert*innen werden nicht müde dies zu betonen.
Immerhin gab es gab es erste Schritte in die richtige Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass nach der nächsten Krise der ganze Weg zurückgelegt wird, den sich die politische Elite nach der Krise 2008 vorgenommen hatte.
Nach der Krise ist vor der Krise
Viele Expert*innen sind sich auch darin einig, dass die Zutaten für die nächste Krise zusammen sind, wenn auch in anderer Dosierung. Was der Zünder sein wird, ist noch unklar. Wie explosiv das Gemisch dann wirklich sein wird, zeigt sich erst, wenn es zu spät ist und die Wirkungen deutlich werden. Hoffen wir, dass sie möglichst gering ausfallen. Auf jeden Fall darf dann die einheitliche Bankenabwicklung zeigen, wie leistungsfähig sie im Krisenfall wirklich ist. Sie entscheidet darüber, welche Last die Steuerzahler*innen dann letztlich wirklich zu tragen haben: Immerhin hatte Frau Merkel vor zehn Jahren einen Wunsch: “Wir wollen nicht, dass die Steuerzahler Banken retten müssen, sondern dass Banken sich selber retten.”
weitere Quellen:
DGB: klartext Nr. 30/2018: https://dgbmailing.elaine-asp.de/go/h9n6n90mmnr8trha3hd41rfse7zrugcxusyskko4w12o/1916, zuletzt abgerufen am 17.9.2018
IWF: Global Debt Database: http://www.imf.org/external/datamapper/datasets/GDD, zuletzt abgerufen am 17.9.2018
IWF: Global Debt Database: Methodology and Sources: https://www.imf.org/en/Publications/WP/Issues/2018/05/14/Global-Debt-Database-Methodology-and-Sources-45838, zuletzt abgerufen am 17.9.2018
Ötsch, Rainald | Troost Axel: Chance vertan – Zahn Jahre Finanzkrise und Regulierung der Finanzmärkte – Eine Bilanz: https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Analysen/Analysen47_Finanzkrise_web.pdf, zuletzt abgerufen am 17.9.2018
Die Teile der Serie:
- Versprechungen in und nach der Krise sowie Ursachen der Krise
- Bankenunion
- Eigenkapitalregulierung von Banken
- Makroprudenziellen Überwachung Anlegerschutz
- Regulierungen der Verbriefungen und Ratingagenturen
- Regulierungen der Derivatemärkte und Schattenbanken
- fehlenden beziehungsweise ausstehenden Regulierungen
- Abschluss der Reihe mit einem Ausblick
(Titelbild: “Where vision gets built.” So lautete der Slogan von Lehmann Brothers kurz vor der Krise 2008 am Times Square.
Bildrechte: David_Shankbone_CC_BY-SA_3.0)